Zusammenfassung
Wir haben uns bisher mit einigen Grundtatsachen im Seelenleben der Kinder vertraut gemacht und zu erfassen gesucht, welche Konsequenzen diese Tatsachen für die Erziehung der Kinder haben. Mit dem sechsten Lebensjahr beginnt in unseren Ländern die Schulpflicht, und es muß zugegeben werden, daß diese rein empirisch gefundene Altersgrenze tatsächlich auch in psychologischer und physiologischer Hinsicht zutreffend ist. Solange die grundlegenden psychischen Funktionen noch nicht befestigt waren, wäre jede absichtliche, planmäßige Einwirkung auf das Denkvermögen der Kinder, ausgehend von bestimmten Lehrstoffen unter Zugrundelegung einer fixen Zeiteinteilung, von Übel. Nicht an den Erkenntnistrieb, wohl aber an den Spieltrieb haben sich die Bemühungen, das geistige Leben der Kinder zu fördern, bisher gewendet. Die große Bedeutung des Spieltriebes für die geistige Entwicklung der Kinder hat vor allem Fröbel, der Begründer des deutschen Kindergartens, erkannt. Der Spieltrieb, dem Nachahmungstrieb nahe verwandt, ist, wie der Psychologe Groos gezeigt hat, nicht bloß den Menschen, sondern auch den Tieren eigen. Überall steht er im Dienste der Selbstvervollkommnung; alle Seiten des seelischen Lebens finden im Spiel Anregung und Förderung. Sehr treffend hat der Pädagoge Döring eine vierfache Bedeutung des Jugendspiels nachgewiesen; es ist Selbstpflege, Selbstübung, Selbstzucht und Selbstunterricht.
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Heller, T. (1925). Die Entwicklung der geistigen Fähigkeiten · Kind und Schule. In: Über Psychologie und Psychopathologie des Kindes. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-40992-3_2
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