Zusammenfassung
Die Tatsache und die Wichtigkeit seelischer Mächte im menschlichen Organismus haben jahrzehntelang keinerlei Beachtung gefunden. Retorte, Mikroskop und elektrischer Strom, mathematische Daumenschrauben, tausendfach verfeinerte Apparate und „exakte“ Methoden haben einen Berg „gesicherter Tatsachen“ zusammentragen helfen, hinter dem der Blick auf den breiten Horizont des lebendigen Lebens immer mehr verschwand, unter dessen Last die Wurzeln und Quellen lebendigen Geschehens sich dem Riesenheer der immer mehr Material anfahrenden Arbeiter allmählich verbargen.
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Literatur
Versammlung Deutscher Naturforscher und Ärzte in Innsbruck.
Eberso ist es bemerkenswert, wie aus solcher Insuffizienz stammender Affekt blindwütig machen kann: wenn ein bekannter Gelehrter jetzt die Philosophen ehrwürdiger Gestalt Hegel und Schelling in kompromittierender Weise beschimpfte. Die Möglichkeit solcher Akademievorträge erlaubt uns nicht, ohne scharfe Polemik zu schreiben!
Novalis: „Der Sinn der Welt ist verloren gegangen, wir sind beim Buchstaben stehen geblieben und haben das Erscheinende über der Erscheinung vergessen.“
Dies weiß und betont Krehl in seiner „Pathologischen Physiologie“ immer stärker.
Ebenso fehlt es noch an Material wie Einblick in manche einzelne Gebiete psychophysischer Zusammenhänge, die deswegen gar nicht behandelt sind: z. B. Bluterkrankungen, Leber, manche Nervenkrankheiten (z. B. multiple Sklerose) u. a. m. Bei anderen, z. B. der Epilepsie, wissen wir gerade von den physiologischen Daten noch zu wenig Sicheres usw.
Es sei an ein Wort Fechners erinnert: „Was Körper sind, darüber gibt es für den schlichten Menschenverstand keine Zweifel; man zeigt darauf einfach mit dem Finger: dies und das. Mit der Seele muß es ebenso gehalten werden, wenn man nicht auf Abwege geraten soll. Definieren wollen, hilft nichts. Jeder Mensch weiß unmittelbar Bescheid, was gemeint ist mit den Ausdrücken: ich sehe, höre, ich erinnere mich, ich fühle Angst, Behagen usw. Hier ist man auf bekanntem Seelenboden. Wie ich auf einen Körper zeige mit einem nach außen gerichteten Finger, so zeige ich auf die Seele mit dem nach innen gekehrten Finger. Kurz, was Seele ist, kennt jeder von uns an sich selbst.“ (Über die Seelenfrage. Hamburg 1907.)
Cohn, P.: Gemütserregungen und Krankheiten. Berlin 1903.
Wir berühren uns hier öfter mit B. Kçrn und dessen 1905 (Berlin) erschienenem Werk: „Das Wesen des menschlichen Seelen- und Geisteslebens.“ Seine Grundkonzeption sollte viel mehr Beachtung gefunden haben, auch wenn man seine kantische Philosophie nicht annimmt.
Das äußert sich z. B. in Veraguths „psychogalvanischem Reflex“.
Ähnlich denkt, wie ich erst nach Niederschrift der Arbeit finde, Köppers. Nach ihm überbauen viszerales und animales Nervensystem ein drittes; dies, im Reich der „kolloidalen“ Zustände als „protopathisch-basales“ wirkend, findet er in Zell- und Segmentseelen. Erst von hier aus geht der Weg zur Menschenseele, ins Höhlengrauventr. III. — Also dem Vorgebrachten sehr Verwandtes!
Das sagt recht klar L. R. Müller (Allg. Zeitschr. f. Psychol. u. ger. Med. 1924, S. 141): „Stimmungen lösen Anregung und Hemmung der einzelnen Teile des viszeralen Nervensystems aus“, genau wie sie in ihm zustande kommen. Freilich „lokalisiert“ er dann „die Psyche“ im Höhlengrau des dritten Ventrikels.
So will z. B. Bum k e auch allen sonstigen Symptomen nach schulgerecht diagnostizierte Krankheiten nicht mehr Migräne, Epilepsie usw. nennen, wenn eine psychogene Auslösung oder psychotherapeutische Beeinflussung des Anfalls vorliegt. (Ärztl. Verein München, Sitzung vom 2I. Januar 1925.)
Wexberg meint Ähnliches, wenn er bei den vasomotorischen Erscheinungen funktioneller Psychosen von der „Interferenz zweier Erscheinungsreihen, einer thymogenen und einer physiogenen“, spricht.
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Heyer, G.R. (1925). Grundsätzliches. Geschichtliches. Allgemeines. In: Das körperlich-seelische Ƶusammenwirken in den Lebensvorgängen. Grenzfragen des Nerven- und Seelenlebens, vol 121. J.F. Bergmann-Verlag, Munich. https://doi.org/10.1007/978-3-662-40972-5_1
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Publisher Name: J.F. Bergmann-Verlag, Munich
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