Zusammenfassung
Bisweilen sehen wir Patienten, die über einen heftigen Schmerz am Unterschenkel klagen. Der Schmerz tritt nur beim Stehen und noch mehr beim Gehen auf und ist meist nur auf einer Seite vorhanden. Wenn wir den Patienten untersuchen, so gibt er eine Stelle etwas unterhalb der unteren Drittelgrenze des Unterschenkels, und zwar an der Vorderseite etwas lateral von der äußeren Tibiakante im Bereich der Muskeln als hauptsächlich schmerzende Stelle an. Außer im Gehen wird der Schmerz auch bei der aktiven Dorsal- und Plantarflexion des freihängenden Fußes empfunden. Wenn man die schmerzende Stelle betastet, so fühlt man mitunter eine leichte Schwellung, entsprechend dem Verlauf des Tibialis anticus, in einer Ausdehnung von etwa 5 bis 10 cm. Hier besteht auch ausgesprochener Druckschmerz. Man fühlt aber auch, und das ist das charakteristische Zeichen bei dieser Erkrankung, bei der aktiven Dorsal- und Plantarflexion des Fußes hier ein deutliches Reiben, wie wir es bei der Tendovaginitis der Hand- und Fingersehnen am Vorderarm kennen. Es handelt sich auch hier um eine Tendovaginitis bzw. Peritendinitis, und zwar der Sehne des Tibialis anticus. Über den feineren anatomischen Bau und den komplizierten Gleitmechanismus der Sehnenscheiden wissen wir Genaueres durch die ausgezeichneten Untersuchungen von Biesalski und Mayer. In der Darstellung der Verhältnisse folge ich diesen Autoren. Bekanntlich liegen die Muskelbäuche der 3 Extensoren bis an das obere Ende der unteren Drittelgrenze des Unterschenkels in einer gemeinsamen Fascienloge, von da ab nach unten verläuft die Tibialissehne durch ein eigenes Abteil dieses Fascienfaches, das von der Fascia cruris gebildet wird. Innerhalb dieses Fascienfaches liegt die Scheide der Sehne, ihr oberes Ende liegt 5,5 cm oberhalb der Malleolenlinie, ihr unteres 3,5 cm unterhalb dieser Linie ungefähr auf der Höhe des Chopartschen Gelenks. An ihrer oberen Kuppe schlägt sich die Vorderwand der Sehnenscheide mit einer Duplikatur auf die Vorderfläche der Sehne über. Je weiter nach unten, desto mehr umgreift das Scheidenlumen einen immer größeren Anteil der Sehnenoberfläche, bis es etwa in der Mitte der Scheide die ganze Sehne bis auf ihren Hilus umfaßt. Weiter nach unten wird der Anteil der Sehnenoberfläche, der im Scheidenvolumen liegt, immer geringer, bis an der unteren Scheidenkuppe wiederum die Vorderwand sich auf die Vorderseite der Sehne hinüberschlägt. Die Beweglichkeit der Sehne beträgt bei Erwachsenen 3 bis 4 cm. Mit den Bewegungen der Sehne macht auch die Scheidenkuppe Gestalt- und Lageveränderungen mit. Sie geht um 1 bis 3 cm mit der Sehne nach oben und um 0,3 bis 0,5 cm nach unten. Diese Bewegungen der Scheide werden ihr an ihren beiden Endkuppen durch Faltenbildungen, an der oberen durch eine gut ausgebildete Plica duplicata gestattet.
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Hohmann, G. (1939). Sehnenscheidenentzündung am Fuß und Unterschenkel. In: Fuß und Bein ihre Erkrankungen und deren Behandlung. J.F. Bergmann-Verlag, Munich. https://doi.org/10.1007/978-3-662-40966-4_24
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Publisher Name: J.F. Bergmann-Verlag, Munich
Print ISBN: 978-3-662-40489-8
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