Zusammenfassung
Die geschilderten Methoden und Gesichtspunkte konvergierten zwar, waren jedoch in ihren Voraussetzungen vielfach heterogen. Und es ist die Frage, welch ein gedankliches Gerüst sich aus ihnen für die wissenschaftliche Forschung und Lehre in der Psychiatrie ergibt, die ein architektonisch gegliedertes und durchgeistigtes Gebilde sein soll, auf gesicherter Erfahrung ruhend und zur Form des Systems hinstrebend. Zwei Blickrichtungen müssen in der psychiatrischen Arbeit unterschieden werden. Sie entsprechen den zwei völlig verschiedenen Aufgaben der Psychiatrie. Die praktisch nächste Aufgabe ist stets, den einzelnen Fall wissenschaftlich einzuordnen, aus Gesetz und Regel zu deuten. Die Praxis des Lebens und die Aufgabe, vor die jeder Einzelfall den Psychiater stellt, führt zur ungezwungenen und natürlichen Bevorzugung derjenigen wissenschaftlich systematischen Obersätze, aus denen sich die Vorhersage der Zukunft des Einzelfalles und das soziale Verhalten der Umwelt zu ihm normativ bestimmen läßt (Diagnose und Therapie). Vor diesen praktischen Zielen steht die Psychiatrie zunächst — unbeschadet aller grundsätzlichen Auffassungen, welche sonst noch auf den Einzelfall anwendbar wären.
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Kronfeld, A. (1927). Die wissenschaftliche Struktur der Psychiatrie. In: Die Psychologie in der Psychiatrie. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-40416-4_5
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