Zusammenfassung
Das natürliche Mittel, einen Fluß auf eine gewisse (begrenzte) Strecke zu Schiffahrtszwecken anzustauen, ist die Anlage eines den Wasserabfluß sperrenden, den Fluß in seiner ganzen Breite durchquerenden Dammes, wie es bekanntlich seit tausenden von Jahren und später besonders im Mühlenbau weitgehendste Anwendung gefunden hat, wobei vorwiegend örtliche Sonderinteressen zum Bau dieser Staudämme führten.
Die vorliegende Arbeit ist das Ergebnis eines zweijährigen Studiums der Literatur des Schleusen- und Wasserbaues (einschl. Zeitschriften) und einer Studienreise nach Holland, Paris und London. Die vorzüglichsten Dienste leistete die Königliche Bibliothek In Berlin, deren umfangreiches Material an holländischer und italienischer Literatur es dem Verfasser ermöglichte, die historischen Nachforschungen zu einem wissenschaftlichen Ergebnis zu führen.
Nicht unerhebliche Schwierigkeiten beim historisch-technischen Durchforschen des hier vorliegenden Gegenstandes ergaben sich — insbesondere für den Nichthistoriker — aus der Unbeholfenheit des mittelalterlichen Lateins, Holländischen und Italienischen, in der vielseitigen Deutung, deren das Wort „Schleuse“ im Altholländischen fähig ist, wobei Druckfehler im Text und in den Stichen die Unklarheiten erhöhen, sowie in dem Umstand, daB die älteren Wasserbauwerke verlorengegangen oder durch neue ersetzt worden sind.
Wenige Grundgedanken beherrschen die Entwicklungsstufen der Kammerschleuse und Technik überhaupt und sind, trotz des laufenden Wechsels ihrer äußeren, dem jeweiligen Stand der Technik angepaßten Formen, immer wieder zu erkennen, wie es die vorliegende Arbeit zeigt.
Der heutige Stand der Technik, d. h. ihre jeweils relative Vollkommenheit, ermöglicht die Umgestaltung einstmaliger Nachteile unvollkommener Technik zu Vorteilen unter technisch und wirtschaftlich gegebener Umwertung. Die Möglichkeit, aus der Kenntnis derartiger Umwertung neue Beziehungen und Wirkungen zu schöpfen und entstehen zu lassen, charakterisiert — allgemein — ihren Wert als einen historisch bedingt en gegenwärtigen oder mehr zukünftigen. Seinen jüngsten Ausdruck findet er — beispielsweise — in den beiden, noch nicht in die Praxis umgesetzten Gedanken, daß es — aller Begleiterscheinungen ungeachtet — heute theoretisch möglich ist, Schiffe ohne Wasserverlust (aus der Kammer) oder ohne Zeitverlust (aus dem Schleusenvorgang) zu schleusen.
Aus solch innerem Werte historisch-technischer Zusammenhänge heraus dürfte die Technik, gerade wegen unseres heutigen Rückschlages, noch weite Erkenntnisse schöpfen können.
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Wreden, R. (1919). Vorläufer und Entstehen der Kammerschleuse, ihre Würdigung und Weiterentwicklung. In: Matschoss, C. (eds) Beiträge zur Geschichte der Technik und Industrie. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-40241-2_6
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