Zusammenfassung
Medizin und Hygiene stehen vorwiegend im Zeichen der messenden, wägenden, von Fall zu Fall beobachtenden, pathologischen und biologischen Forschungsmethoden. Wir verdanken ihnen in einem so ausschließlichen Maße die großen Fortschritte in der Heilkunde, daß wir sie jahrzehntelang als die hier einzig möglichen angesehen haben. Es bedurfte erst starker, aus der allgemeinen sozialpolitischen Atmosphäre des letzten Drittels des 19. Jahrhunderts stammender Anregungen, um Ärzte und Hygieniker davon zu überzeugen, daß Ursache, Verlauf und Verhütung der Krankheiten auch in einem erheblichen Grade sozial bedingt sind, diese Bedingtheit gesetzmäßig verläuft und nach sozialwissenschaftlich und statistisch orientierten Methoden erforschbar ist. Einer solchen theoretischen Richtung nach der sozialen Seite hin kam in praktischer Hinsicht eine durchgreifende Wandlung der wirtschaftlichen Stellung der Ärzte entgegen, die gegenwärtig genötigt sind, auf die Wahrung ihrer wirtschaftlichen Belange ebenso sorgsam zu achten wie andere Erwerbsstände. Daher mußte die Hilfeleistung ohne Entgelt bei einem nicht kleinen Bruchteile der Kranken, die die alten Ärzte für eine Standespflicht hielten und unter patriarchalischen Verhältnissen auch ohne allzu große Opfer ausüben konnten, nach und nach überall eingestellt werden. Glücklicherweise sahen die Ärzte aber ein, daß dieses zu Mißdeutungen führen würde, wenn nicht dafür ein Ausgleich in Gestalt einer planvollen sozialen Betätigung seitens der Ärzte dem Volksganzen geboten würde. Doch kann diese Betätigung auf sozialem Gebiete von einem Berufe, der wie der ärztliche auf die ständige Kontrolle des praktischen Wirkens durch die theoretische Forschung von jeher den größten Wert gelegt hat, nur dann nachdrücklich in der Sache und angemessen in der Form ausgeübt werden, wenn sie eine enge Fühlung mit den theoretischen Bemühungen auf dem Gebiete der sozialen Hygiene unterhält.
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Literatur
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Von Zeitschriften ist zu nennen das Archiv für soziale Hygiene und Demographie,gegründet von A. Grotjahn und F. Kriegel, hrsg. von C. Hamel und E. Rove, die Zeitschrift für Schulgesundheitspflege und soziale Hygiene,hrsg. von P. Stephan’ und B. Chajes, und die Sozialhygienischen Mitteilungen,hrsg. von Alfons Fischer, letztere ergänzt durch die zwangslos erscheinenden Hefte der Sozialhygienischen Abhandlungen.
Als Auskunftsstelle für alle Fragen der sozialen Hygiene ist die Geschäftsstelle der Arbeitsgemeinschaft sozialhygienischer Reichsfachverbände,geleitet von Rott, in Berlin-Charlottenburg, Frankstraße, zu nennen. Zu dieser Arbeitsgemeinschaft gehören die Deutsche Vereinigung für Säuglingsschutz, das Deutsche Zentralkomitee zur Bekämpfung der Tuberkulose, die Deutsche Gesellschaft zur Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten, die Deutsche Vereinigung für Krüppelfürsorge und der Deutsche Verein gegen Alkoholismus.
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Grotjahn, A. (1925). Der Unterricht der Studierenden und der Ärzte. In: Gottstein, A., et al. Handbuch der Sozialen Hygiene und Gesundheitsfürsorge. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-40077-7_7
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