Jeremias Gotthelf der Volksschriftsteller

Zusammenfassung

Der Beruf des Volksschriftstellers ist einer der schwierigsten und am schwersten bestimmbaren. Welcher Schriftsteller hat im Grunde nicht die Aufgabe, Volksschriststeller zu sein, d. h. für das Volk zu schreiben? Heißt es nicht, einen allgemeinen Beruf specialisiren, und was allen zukommt, auf eine bestimmte Classe einschränken, wenn man einen besonderen Stand des Volksschriftstellers feststellt? Sind nicht unsre größten Dichter Volksdichter, und deshalb zu bleibender Geltung gelangt, weil sie allen etwas bieten, und von den höchsten Höhen geistigen Schaffens das Allgemeingültige für alle Zeiten, alle Stände und alle Individualitäten reichen? Ist nicht das Beste für unser Volk gerade gut genug, und der Hamlet’sche Lobspruch für ein Dichtwerk, daß es „ Caviar fürs Volk sei,“ bei Lichte besehen, ein Tadel? — Doch längst hat man sich daran gewöhnt, unter Bolksschriftstellern diejenigen zu verstehn, die an die unteren Bolksschriftsellern diejenigen zu verstehn, die an die unteren Volksklassen sich wenden, mit ihren Verhältnissen, der Schilderung ihrer Lage und Sitten sich beschäftigen, und ihnen deutlich zu werden suchen. Wie ein langjähriges Vorurtheil den Landbewohner in Pausch und Bogen zu den unteren Volksklassen rechnet, so werden die in neuester Zeit in Aufnahme gekommenen Darfgeschichtenschreiber zu Bolksschriftstellern eigentlichster Art erhoben.