Zusammenfassung
Die Unfallchirurgie von heute hat sich nicht nur mit der Beseitigung der unmittelbaren Unfallfolgen zu beschäftigen, wie die Wunde zu heilen, einem gebrochenen Knochen seine Festigkeit zurückzugeben u. a. m. Sie muß vielmehr bestrebt sein, all das in möglichst normaler Form wiederherzustellen, was wir unter dem körperlichen Ausdruck des Menschen verstehen. Es sind dies der aufrechte Gang, die gestraffte Haltung, das harmonische kraftvolle Spiel der Gliedmaßen. Nur so kann die Unfallchirurgie in vollem Umfange der gewaltigen Aufgabe gerecht werden, welche ihr in der Erhaltung und Wiederherstellung eines gesunden arbeitsfähigen Volkskörpers gestellt ist. Während sich dementsprechend ein wichtigster Teil unserer Tätigkeit mit rein praktischen Fragen zu beschäftigen hat, muß es sich unsere Forschung angelegen sein lassen, all den Veränderungen und Erscheinungen auf den Grund zu gehen, welche sich nicht nur unmittelbar, sondern auch mittelbar als Unfallfolgen ergeben können. Gerade hier wird begreiflicherweise unser besonderes Interesse immer wieder auf die Zustände der Atrophie und Dystrophie gelenkt, welche nicht nur in ihrer Häufigkeit, sondern vor allem als Unfallfolge von weittragendster Bedeutung sind. Trotz der großen Schwierigkeiten einer überall befriedigenden Erklärung beginnt sich dieses Kapitel der Dystrophie und Atrophie durch fleißiges Zusammentragen klinischer Beobachtungen und wissenschaftlicher Feststellungen allmählich abzurunden. Die Absicht, hier mitzuhelfen, rief die Freiburger Arbeit ins Leben. Was nun die Erforschung dieser Zustände anbetrifft, so habe ich mich selbst vor einigen Jahren mit dem Gebiete beschäftigt und bin mit muskelphysiologischen Methoden den Erscheinungen nachgegangen, welche sich am unfall- oder frakturbeteiligten Muskel zu entwickeln pflegen. Es war so möglich, zu einer Vorstellung über die inneren Ursachen bestimmter traumatischer Muskelatrophien zu gelangen und — was weit wichtiger sein dürfte — den feineren Ablauf der Lebensvorgänge zu erkennen, welche im Gegensatz zu den atrophischen Muskelzuständen und ihren Ursachen ein gewaltiges Aktivum darstellen, indem sie zur Bildung des Periostcallus sich als notwenig zeigten. Diese für das Kinon, d. h. die Funktionseinheit Muskel—Periost—Knochen, gefundenen Gesetze und Gesetzmäßigkeiten haben begreiflicherweise einen weit größeren Anwendungsbereich, als er vor Jahren angenommen wurde. Auch hierüber soll die Karitzkysche Arbeit ergänzenden Aufschluß geben. Des weiteren wurde durch all diese Beobachtungen und Feststellungen nachhaltiger Einfluß auf die rein praktische Einstellung gewonnen. Über dieses grundsätzliche Verhalten der Freiburger Klinik, wie es sich in der Behandlung der Unfallverletzten des Bewegungsapparates in den letzten Jahren entwickelt hat, wird anschließend berichtet.
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Schrifttum
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Rehn, E. (1938). Akute Gliedmassendystrophie in ihrer Bedeutung für die Behandlungsmassnahmen in der Unfallchirurgie. In: Akute Gliedmassendystrophie in ihrer Bedeutung für die Behandlungsmassnahmen in der Unfallchirurgie. Hefte zur Unfallheilkunde. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-39646-9_1
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