Zusammenfassung
Wir treten in das medizinische Studium bereits mit einer Vorstellung über das, was Krankheit ist, ein, nämlich mit dem Krankheitsbegriff der Umgangssprache, und wir müssen uns klar machen, daß dieser, abgesehen von seiner Ungenauigkeit, ein schon erheblich abstrahierter Begriff ist. Ein paradox klingendes Wort drückt dies so aus : „Krankheiten gibt es nicht, sondern nur kranke Menschen“. In der Tat müssen wir, wollen wir den Krankheitsbegriff aus seinen Elementen aufbauen, auf diejenigen Erscheinungen zurückgehen, die sich an unzweifelhaft kranken Menschen zeigen. Es sind dies die sog. Krankheitssymptome, d. h. sowohl gewisse Empfindungen des Kranken (subjektive Krankheitssymptome), als auch von anderen wahrnehmbare Erscheinungen (objektive Krankheitssymptome). Zu den objektiven Krankheitssymptomen gehören insbesondere auch diejenigen Wahrnehmungen, die nur mittels besonderer Methoden der Auscultation und Perkussion, der Spiegelung von Körperhöhlen, der Röntgendurchleuchtung, der mikroskopischen und chemischen Untersuchung von Körperflüssigkeiten und Sekreten zu machen sind. Es gehören in einem gewissen Sinne auch die Ergebnisse anatomisch-histologischer Untersuchungs-methoden zu den Krankheitserscheinungen. Denn wenn diese Feststellungen auch am toten Objekt gemacht werden, so übertragen wir sie doch in unseren Vorstellungen auf den lebenden Körper.
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Jores, L. (1926). Vorbemerkungen. In: Anatomische Grundlagen Wichtiger Krankheiten. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-39489-2_1
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