Frühernährung mit Frauenmilch: Erfahrungen bei Frühgeborenen und Neugeborenen mit niedrigem Geburtsgewicht

Summary

263 premature (< 37 weeks of gestation) and low birth weight infants (≦2500 g) born between 1.1.1975 and 31.12.1976 who were started on feeds with undiluted breast milk within the first 6 h of life were investigated during their 1st month of life. Their mean birth weight (BW) was 1919 g, their mean gestational age (GA) 34.9 weeks. A daily intake of 125 kcal/ kg was generally reached on the 7th day of life, in small for date infants (SFD) it was increased to a maximum of 140 kcal/kg/day. At the beginning of the 3rd week of life 1/3 of the total amount of breast milk feed was substituted by a high protein formula rising the mean protein concentration to about 2 g/dl. Aspiration of milk occured in 5 patients (1.9%), abdominal distention and minor vomiting in 3 patients (1.1%). There was no case of necrotizing enterocolitis. Contraindications for oral feedings were early signs suggesting necrotizing enterocolitis, shock, surgical operations, neonatal convulsions or apneic spells of the premature. Following extubation after prolonged artificial ventilation feeds were withheld for 24 h, artificial ventilation alone was not felt contraindicating oral feeds. The mean daily head growth rate for all 263 infants was 0.086 cm. The head circumferences of appropriate for date infants (AFD) remained within normal limits during the 1st month. Although head growth of the SFD was somewhat faster (0.087 cm) a catch-up growth did not oc-cure within the 1st month of life and their head-circumferences remained smaller still compaired to those of the AFD. The maximal weight loss for all 263 infants average 4.9% of the BW (0–18.6%). There was no statistical correlation between weight loss, GA, BW and subsequent head growth or weight gain. The infants with the highest weight loss regained their BW somewhat later than those with moderate or small weight losses. 2 patients, who lost 18% of their BW, and presented with severe perinatal problems developed minor neurological signs of dystonia at the end of the 1st month of life.

Zusammenfassung

263 im Zeitraum vom 1. Januar 1975 bis 31. Dezember 1976 geborene Frühgeborene (<37 Wochen) und Kinder mit niedrigem Geburtsgewicht (GG) (≦ 2500 g), deren Ernährungsbeginn innerhalb der ersten sechs Lebensstunden lag, wurden während des ersten Lebensmonates untersucht. Das mittlere GG betrug 1919 g, das durchschnittliche Gestationsalter (GA) 34,9 Wochen. Die Ernährung erfolgte mit abgepumpter Frauenmilch. Eine tägliche Kalorienzufuhr von 125 kcal/kg wurde üblicherweise am 7. Lebenstag erreicht, bei “Small for date”-Kindern (SFD) erfolgte eine Steigerung bis zu einem Maximum von 140 kcal/kg/Tag, wenn die Kinder dies vertrugen. Am Beginn der 3. Lebenswoche wurde 1/3 der Gesamtnahrungsmenge durch eine eiweißreiche Kunstmilch ersetzt, so daß der durchschnittliche Proteingehalt der Nahrung auf etwa 2 g/dl stieg. Milchaspirationen ereigneten sich insgesamt bei fünf Patienten (1,9%), Blähungen des Magen-Darmtraktes und kleines Erbrechen bei drei Patienten (1,1%). Eine nekrotisierende Enterocolitis trat in keinem Fall auf. Kontraindikationen zur oralen Ernährung waren: Verdachtszeichen auf nekrotisierende Enterocolitis, Schock, chirurgische Eingriffe, Krämpfe oder multiple Apnoeanfalle. Während der auf eine Extubation nach Langzeitbeatmung folgenden 24 Std wurde die orale Ernährung ebenfalls gestoppt und durch i.v, Ernährung ersetzt. Eine künstliche Beatmung alleine galt hingegen nicht als Kontraindikation. Das mittlere tägliche Kopfumfangs-wachstum betrug für alle 263 Kinder 0,086 cm. Die Kopfumfänge der normalgewichtig Geborenen (AFD) blieben während des 1. Monates im Normbereich. Das Schädelwachstum der SFD war mit 0,087 cm zwar etwas über dem der AFD (keine Signifikanz), doch konnte ihr Defizit nicht aufgeholt werden und ihre Kopfumfänge blieben im Vergleich mit denjenigen der AFD geringer. Der mittlere höchste Gewichtsverlust betrug bei allen 263 Kindern 4,9% des GG (0–18,6%). Eine statistisch signifikante Korrelation zwischen Gewichtsverlust, GA, GG und folgendem Schädelwachstum oder folgender Gewichtszunahme bestand nicht. Die Kinder mit den höchsten Gewichtsverlusten erlangten ihr GG etwas später wieder als diejenigen mit mäßigem oder geringem Gewichtsverlust. Zwei Patienten, die 18% ihres GG verloren und eine Reihe schwerster perinataler Probleme geboten hatten, entwickelten am Ende des ersten Lebensmonates leichte neurologische Zeichen einer Dystonie.