Zusammenfassung
Eine britische Generalwahl, die in Einerwahlkreisen nach dem Grundsatz der relativen Mehrheit geführt wird, kann Ergebnisse zeitigen, die den durch die Wahl kundzumachenden Wählerwillen verzerren und damit den Grundsatz demokratischer Repräsentation im Parlament verfälschen. Zumindest mathematisch ist es möglich, daß, wenn drei Parteien sich um alle Sitze bewerben, eine von ihnen mehr Stimmen erzielt, als jede der beiden anderen und doch kein einziges Mandat im Unterhaus heimbringt, dann nämlich, wenn alle drei Parteien national ungefähr gleich stark und gleichmäßig verteilt sind und die eine Partei immer an zweiter Stelle liegt, während jede der beiden anderen Parteien abwechselnd jeweils mit einer Nasenlänge gewinnt, oder aber als dritte nachhinkt. Solche extremen Fälle sind naturgemäß schon durch die wahlgeographischen Gegebenheiten ausgeschlossen, wonach jede der beiden Alternierungsparteien (und auch die Liberalen als Drittpartei) in gewissen Gegenden eine massierte Anhängerschaft besitzen. Wenn man aber die von den Parteien erzielten Prozentsätze an Wählerstimmen im ganzen Land mit den Zahlen ihrer tatsächlich erlangten Parlamentssitze vergleicht, weichen die Ergebnisse von der nach dem Verhältnis von Gesamtstimmen und Parlamentssitzen an sich zu erwartenden Proportionalität mit solcher Regelhaftigkeit ab, daß man darin fast ein „Gesetz der Diskrepanzen“ erblicken möchte.
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Loewenstein, K. (1967). Die politischen Parteien II: Mehrheitswahl und Parteienkonkurrenz. In: Staatsrecht und Staatspraxis von Grossbritannien. Enzyklopädie der Rechts- und Staatswissenschaft. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-38477-0_7
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