Zusammenfassung
In der Wirtschaftstheorie ist es üblich, das Kostenproblem einmal für den Fall zu betrachten, daß sich der Betrieb kurzfristig, zum andern, daß er sich langfristig an Änderungen auf den Absatzmärkten anpaßt. Von einer kurzen Periode (short-run period) spricht man dann, wenn der Zeitraum, der den Unternehmen für ihre betrieblichen Maßnahmen zur Verfügung steht, zu kurz ist, um grundlegende Änderungen, insbesondere der Betriebsgröße, durchzuführen. Der kurzen Periode liegt, so könnte man es ausdrücken, der Gedanke zugrunde, daß sich ein Betrieb an Änderungen seiner Beschäftigung ohne eine Änderung der Betriebsgröße anpaßt. Dagegen besagt die „lange Periode“ (long-run period), daß der Anpassungszeitraum lang genug ist, um eine vollständige Anpassung der Betriebsgröße selbst zu erreichen (alle Faktoren variabel)1. Die hier gemachten zeitlichen Zäsuren sind irgendwie künstlich. Marshall, der die Unterscheidung in kurz- und langfristige Perioden machte, weist ausdrücklich darauf hin, daß nicht die Kalenderzeit, sondern die „operational time“ gemeint sei. Damit stellt er auf die Intensität ab, mit der Veränderungen im Absatzbereich der Betriebe innerbetriebliche Anpassungsvorgänge erzwingen. Die Periode ist um so „länger“, je endgültiger die gesamte technisch-organisatorische Verfassung eines Betriebes mit der neuen außerbetrieblichen Lage in Übereinstimmung gebracht wird.
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Literatur
In diesem Sinne etwa Viner, J., Cost Curves and Supply Curves, in: Z. f. Nationalökonomie, Bd. 3 1932, S. 23 ff.
Vgl. hierzu Marshall, A., Principles of Economics, a.a.O., S. 374ff. und Opie, R., Marshall’s time analysis, in: The Economic Journal, Bd. 41 1931, S. 199ff.
Der Übergang zwischen kurz- und langfristiger Anpassung ist vor allem dann flüssig, wenn sich der Betrieb zeitlich und quantitativ anpaßt. Die Stillegung oder Wiederinbetriebnahme von Betriebseinheiten (Werken, Betriebsabteilungen, Aggregaten usw.) bedeutet ja doch eine Anpassung mit der Kapazität, praktisch also mit der Betriebsgröße. Erweitert andererseits ein Betrieb seine bisherige Kapazität durch Anschaffung neuer zusätzlicher Maschinen, dann bedeutet diese zusätzliche Leistungsfähigkeit effektiv eine Zunahme des Produktionsvermögens. Dabei werden sich aber im Regelfall nicht alle Faktoren ändern, z. B. mag es nicht erforderlich sein, neue Gebäude zu errichten oder den obersten Führungsapparat zu vergrößern. Man nehme den Fall, daß eine Gießerei einen vierten Kupolofen anschafft, ohne die vorhandenen Öfen stillzulegen oder zu veräußern. Die Werkstattgebäude können in diesem Falle durchaus unverändert bleiben, wenn sie zur Aufnahme des vierten Ofens ausreichen. Auch die Betriebsleitung bleibt im wesentlichen unverändert. Soll man nun sagen, die Betriebsgröße sei unverändert geblieben, weil nicht auch die Gebäude noch zusätzlich vermehrt wurden? Zu dieser Auffassung müßte man kommen, wenn man sagt, eine Änderung der Betriebsgröße läge nur dann vor, wenn alle Faktoren variiert würden. Hier soll auf die bisher noch wenig herausgearbeitete Problematik des Begriffes der Betriebsgröße nicht weiter eingegangen werden, sondern nur darauf hingewiesen werden, daß es möglich sein müßte, den Begriff der Betriebsgröße (bzw. ihrer Änderungen) durch ein System von Anpassungsprozessen zu ersetzen. Zur Frage Kapazitätsmessung sei verwiesen auf Kern, W., Die Messung industrieller Fertigungskapazitäten und ihrer Ausnutzung, Köln und Opladen 1962; das Problem der Maßgrößen für den Betrieb wird behandelt in : Busse von Colbe, W., Die Planung der Betriebsgröße, Wiesbaden 1964, S. 29 ff.
Über multiple und mutative Anpassungsformen vgl. auch Busse von Colbe, W., a. a. O., S. 84ff.
Vgl. hierzu Gutenberg, E., Der Einfluß der Betriebsgröße auf die Kostengestaltung in Fertigungsbetrieben, in: Schweiz. Z. f. Kaufmännisches Bildungswesen, 50. Jg. 1956, S. 1ff. u. S.28ff.
“If all the factors of production were finely divisible, like sand, it would be possible to produce the smallest output of any commodity with all the advantages of large-scale industry.“ Robinson, J., The Economics of Imperfect Competition, London 1948, S. 334.
Knight, F. H., Risk, Uncertainty, and Profit, London, School Reprints of Scare Works No 16 1933, S. 98ff.; Kaldor, N., The Equilibrium of the Firm, in: Economic J., The Bd. 44 1934, S. 60ff., insbes. S. 65; Stigler, G. J., The Theory of Price, a. a. O., insbes. S. 202–206; Bain, Job S., Price Theory, New York 1952, S. 86ff.
“(1) increased specialization made possible in general by the fact that the aggregate of resources is larger, and (2) qualitatively different and technologically more efficient units or factors, particularly machinery, made possible by a wise selection from among the greater range of technical possibilities opened up by the greater resources.“ Chamberlin, E.H., The Theory of Monopolistic Competition, a. a. O., S. 235/236.
Steindl, J., Small and big Business, Oxford 1947, insbes. S. 11ff. Vgl. hierzu unter anderem das Buch von Th. Beste, Die optimale Betriebsgröße als betriebswirtschaftliches Problem, Leipzig 1933, in dem die mit der Betriebsgröße in Zusammenhang stehenden Fragen stark empirisch unterbaut betrachtet werden ; ferner Robinson, E. A. G., Betriebsgröße und Produktionskosten, Wien 1936; Cost Behavior and Price Policy, a. a. O. ; Houghton, H. F., The Growth of Big Business, in: The American Economic Review, Vol. 38 1948, Papers and Proceedings, S. 72; Blair, J. M., Technology and Size, in: The American Economic Review, Vol. 38 1948, Papers and Proceedings, S. 121 ff.
Auf diese Faktoren und ihr Verhalten bei Betriebsausdehnungen wird in dem nächsten Abschnitt eingegangen werden.
Verlängert man die Kurventangenten in Abb. 44 bis zur Ordinatenachse, dann schneiden sie diese Achse in verschiedenen Punkten. Der Abstand dieser Schnittpunkte vom Koordinatenursprung gibt jeweils den jeder Ausbringung zugehörenden Festkostenbestandteil an. Da nun aber, wie die Abb. 44 zeigt, jede Tangente (Verfahrenskurve) eine andere Steigung aufweist, so gehört zu jeder Ausbringung ein anderer Festkostenbestandteil. — Bei gekrümmt verlaufenden Gesamtkostenkurven ist es also nicht möglich, mit Hilfe der sog. „mathematischen Kostenauflösung“ feste und proportionale Bestandteile zu isolieren.
Kaldor, N., The Equilibrium of the Firm, a. a. O., insbes. S. 67.
Man kann diese Bestimmung des Optimums graphisch durchführen, wie das bei den Vertriebskosten geschieht.
Diese Probleme bilden den Hauptinhalt des zweiten Bandes „Der Absatz“.
Hicks, J. R., Value and Capital, Oxford 1939, S. 205. Vgl. auch Wittmann, W., Unternehmung und unvollkommene Information, Köln-Opladen 1959.
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Gutenberg, E. (1969). Der Einfluß von Änderungen der Betriebsgröße auf die Produktionskosten. In: Grundlagen der Betriebswirtschaftslehre. Enzyklopädie der Rechts- und Staatswissenschaft, vol 1. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-37889-2_15
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