Zellmembranveränderungen und biologisches Verhalten von Virus-transformierten Zellen

Summary

The transformation of a normal into a tumor cell is not caused by a single molecular event, but is the consequence of several simultaneous or consecutive molecular processes, which lead to a variety of changes in the structure and the metabolism of the cell. Investigations with the Rous sarcoma virus show that a single gene is primarily responsible for these changes that is coding for a phosphorprotein which, however, is multifunctional. The biochemical and biologic events which initiate and maintain the transformed status of the cell involve mainly the cytoplasma membrane. At both the outer and the inner surface of the cell membrane dramatic changes occur which influence the cell structure, permeability of the cytoplasma membrane, and the intracellular metabolic pathways. Most probably, these transformation-associated events are also involved in cell proliferation under physiologic conditions. In the tumor cell, however, they are not further regulated physiologically, with the consequence of an uncontrolled and incessant cell division.

Zusammenfassung

Die Umwandlung einer normalen Zelle in eine Tumorzelle erfolgt nicht aufgrund eines einzigen molekularen Ereignisses. Sie ist vielmehr die Folge mehrerer gleichzeitiger oder aufeinanderfolgender molekularer Prozesse, die zahlreiche Veränderungen der Struktur und des Stoffwechsels der Zelle bewirken. Untersuchungen am Rous-Sarkom-Virus zeigen, daß hierfür primär ein einziges Gen verantwortlich ist, dessen Produkt, ein Phosphorprotein, aber offensichtlich mehrere Funktionen hat. Die biochemischen und biologischen Vorgänge, die zur Auslösung wie auch zur Aufrechterhaltung des Transformationsstatus der Zelle führen, spielen sich vor allem an der Zellmembran ab. Auf der äußeren wie auf der inneren Oberfläche der Zellmembran finden dramatische Veränderungen statt, welche die Zellstruktur, die Permeabilität der Zellmembran und die intrazellulären Wechselwirkungen betreffen. Dabei handelt es sich um Vorgänge, die sich vermutlich auch bei der physiologischen Zellteilung abspielen, deren physiologische Regulation aber in der Tumorzelle aufgehoben ist, was eine unkontrollierte und unaufhörliche Zellteilung zur Folge hat.

Vortrag auf der 111. Versammlung der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte, Hamburg, 21.–25. September 1980