Zusammenfassung
Wachstum ist ein Grundphänomen pflanzlicher und tierischer Organismen und bei der Mannigfaltigkeit der Arten und Individuen ein unübersehbar weites Gebiet. Im Vergleich zu den großen Unterschieden in Form und Größe, die zwischen Säugetieren verschiedener Arten bestehen, man denke an Spitzmäuse, den Menschen, Elefanten oder Walfische, sind die durch exogene Modifikationen, wie Unterernährung, bewirkten Änderungen des Wachstum unbedeutend. Die Artunterschiede sind im Laufe der Evolution in Jahrmillionen durch Mutationen, Neukombination und Auslese der Erbanlagen entstanden, und zwar nicht nur einiger weniger Anlagen für Wachstumshormon, Enzyme oder die Zellen der Wachstumsfugen, sondern durch die Änderung sehr zahlreicher Komponenten des genetischen Programms. Die Vielzahl der beteiligten Faktoren folgt daraus, daß es keine großen Sprünge in der Evolution gegeben hat, sondern nur viele kleine Schritte in Form und Größe. Normales Wachstum des Menschen setzt das integrierte Zusammenspiel sehr vieler Gene voraus. Diese aus der Evolution ableitbare Grundvorstellung läßt sich auch aus der medizinischen Erfahrung anschaulich belegen. Jeder Verlust ebenso wie jeder Überschuß von Teilen der Autosomen oder von ganzen Autosomen bedingt ausgedehnte morphologische Abweichungen, die meist mit mehr oder weniger ausgeprägtem, schon intrauterin einsetzendem Minderwuchs einhergehen. Auch Überzahl oder Unterzahl der Geschlechtschromosomen beeinflußen das Wachstum. Fehlen eines X-Chromosoms oder seines kurzen Armes bedingt meist eine Verminderung der Erwachsenengröße auf 141,5 ± 6,1 cm; ein überzähliges Y-Chromosom führt häufig zu Hochwuchs (de Grouchy und Turleau 1977).
Vortrag auf der 111. Versammlung der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte, 21.–25. September 1980
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Literatur
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Grouchy J de, Turleau C (1977) Atlas des maladies chromosomiques. Expansion Scientifique, Paris
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Lenz, W. (1981). Medizinische Probleme des Wachstums. In: Verhandlungen der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte. Verhandlungen der Gesellschaft deutscher Naturforscher und Ärzte, vol 111. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-37791-8_22
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