Zusammenfassung
Alle mehr als vierstimmige Musik bezeichnet man im allgemeinen, abgesehen von der Anzahl ihrer Stimmen, mit dem Ausdruck mehrstimmig, vielstimmig, polyphon. Der letzte Ausdruck wird allerdings von den neueren Compositionslehrern in einem anderen Sinne gebraucht. Dieselben unterscheiden nämlich eine homophone und polyphone Schreibart. Unter ersterer begreifen sie alle solche Musikstücke, welche hauptsächlich nach der ersten Gattung des Contrapunktes nota contra notam componiert sind, dagegen unter polyphoner alle Eugen und solche Sätze, in welchen die Stimmen sich durch einen verschiedenen Rhythmus mehr einzeln bemerklich machen. Die Zeit, in welcher dies Wort zuerst in dem neueren Sinne gebraucht ist, lässt sich nicht ganz genau angeben; jedenfalls ist es nicht viel vor dem Anfang dieses Jahrhunderts geschehen. In älteren Schriftstellern und Lexicis findet man das Wort höchst selten gebraucht, und da, wo es citiert wird, steht es in seiner eigentlichen und natürlichen Bedeutung, wie z. B. bei Walther mus. Lexicon, 1732, wo es S. 487 heifst: „Polyphonium ist eine vielstimmige „Composition.“ Koch giebt schon die neuere Erklärung (mus. Lexicon, Frankfurt a. M. 1802). „Unter polyphonischer Schreibart versteht man ein „Tonstück, in welchem mehrere Stimmen den Charakter einer Hauptstimme „behaupten.“ Und in dem Artikel Hauptstimme heifst es: „Von dem Dasein „einer oder mehrerer Hauptstimmen hängt diejenige Verschiedenheit einer „Composition ab, welche von einigen Tonlehrern durch die Ausdrücke homo„phonische und polyphonische Schreibart unterschieden wird.“
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Bellermann, H. (1887). Vom mehrstimmigen Satz. In: Der Contrapunkt. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-37029-2_20
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