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Zusammenfassung

In der raschen Erfassung eines Krankheitsbildes kann sich wohl kein anderes Sinnesorgan mit dem Auge messen. Nicht die anatomische Tatsache, daß der Augennerv das erste Gehirnnervenpaar ist, sondern seine überragende Bedeutung in der Diagnostik muß uns im Rahmen dieser Betrachtung unbedingt dazu veranlassen, ihm. die erste Stelle einzuräumen. Schon unsere Vorfahren konnten die Geschicklichkeit und die Kunst eines Arztes nicht besser rühmen, als wenn sie ihm die Eigenschaft des guten Blickes zusprachen. In unserem Volke ist die aus hundertfältigen Erfahrungen gewachsene Überzeugung tief eingewurzelt, daß nicht nur der Staatsmann, sondern auch der Arzt über einen Seherblick verfügen muß. So ist es denn dazu gekommen, daß vielfach die Blickdiagnose als der richtige Maßstab für die ärztliche Kunst gewertet wird. Aber an dieser Stelle soll über die Wertigkeit dieser Auffassung nicht ausführlicher gesprochen werden. Wir werden anderen Ortes Gelegenheit haben, darauf hinzuweisen, daß gerade die „Blickdiagnose“ das Ergebnis blitzartiger Eindrücke verschiedener Sinnesorgane darstellt und unter Umständen sogar das Ohr oder die Nase vor dem Auge den richtigen Weg zu weisen imstande sind. Es soll damit keineswegs die Bedeutung des ärztlichen Sehens in den Hintergrund gerückt werden. Es soll aber auch gleich anfänglich der einseitigen Überschätzung einer ärztlichen Handlung — sei es auch das noch so geübte Auge eines Arztes — entgegengetreten werden. Mit Recht wird von vielen akademischen Lehrern immer darüber geklagt, daß in der Vorbildung des angehenden Arztes viel zu wenig darauf Gewicht gelegt wird, dessen Formen- und Farbensinn auszubilden und ihn in den Stand zu setzen, durch sein Auge Gesundes vom Kranken zu trennen. Erst in mühseliger Einzelarbeit und nach vielfältigen Enttäuschungen muß sich jeder diese Fähigkeiten zu eigen machen, um endlich dazu zu kommen, die Schönheit in der Pathologie zu erkennen, wie dies der verstorbene Wiener pathologische Anatom Rudolf Maresch in seiner Rede anläßlich der Eröffnung des den Manen Rokitanskys gewidmeten Hörsaals in so treffender Weise ausführte.

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Dieses Kapitel ist Teil des Digitalisierungsprojekts Springer Book Archives mit Publikationen, die seit den Anfängen des Verlags von 1842 erschienen sind. Der Verlag stellt mit diesem Archiv Quellen für die historische wie auch die disziplingeschichtliche Forschung zur Verfügung, die jeweils im historischen Kontext betrachtet werden müssen. Dieses Kapitel ist aus einem Buch, das in der Zeit vor 1945 erschienen ist und wird daher in seiner zeittypischen politisch-ideologischen Ausrichtung vom Verlag nicht beworben.

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Risak, E. (1937). Der Arzt. In: Der Klinische Blick. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-37024-7_1

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