Abgangwasser von Flachsrotten

Zusammenfassung

Um die in dem Rohstoffe enthaltene harzige Substanz aus dem Bast zu entfernen, wird der Flachs einem Gährungs- oder Fäulnissprocess unter worfen; hierzu bedient man sich der Thau-, Fluss-, Teich- oder Kastenrotte. Bei der Thaurotte kommen nachtheilige Zersetzungsproducte nicht in Betracht, weil die Leinpflanze durch die Ausbreitung auf Feldern eine langsame Zersetzung erleidet und die Zersetzungsproducte durch die Luft mehr oder weniger rasch fortgeführt werden. Bei der Teichrotte wird die Leinpflanze in Bündeln gebunden und unter dem Wasserspiegel gehalten. Nach einigen Tagen tritt ein Fäulnissprocess ein, indem sich Fäulnissgase mit widerlichen Gerüchen entwickeln. In das Wasser gehen die in Wasser löslichen Bestandtheile der Leinpflanze über, nämlich: phosphorsaure Salze, Kohlehydrate und organische Stickstoffverbindungen, aus welchen sich Ammoniak, Nitrate und Nitrite bilden, wie auch organische Säuren aller Art, z. B. Buttersäure, Propion- und Essigsäure. Dasselbe ist bei der Kastenrotte der Fall, bei welcher das Rotten in Bottichen und in Räumen bei einer Temperatur von 30–35° C. geschieht und wobei man dem Wasser zur Beschleunigung des Processes auch noch faulende Substanzen, wie aufgeschlemmte Bierhefe, Blutserum oder zur Erzielung eines weissen Flachses entbutterte Milch oder Quark zusetzt.