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Mediziner und Quacksalber

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Zusammenfassung

Viel zu autistisch, d. h. mehr von Affekten als von wissenschaftlicher oder praktischer Überlegung bestimmt, ist unsere Stellung zum Pfuschertum. Hier vor allem sollte man an das point de zèle denken; weder moralische Entrüstung über ihren Schwindel, noch Konkurrenzneid, noch Ärger über die Dummheit des Publikums sollte hier eine Rolle spielen können; das ist Autismus, der die Augen verblendet. Wir sollen die Quacksalberei doch studieren, nicht nur wie jede andere Naturerscheinung, sondern viel gründlicher, weil sie für uns besonders wichtig ist.

Während ich bei den andern Kapiteln zwar auch manchen Widerspruch, aber im ganzen viel mehr Zustimmung gefunden hatte, ist dieses Kapitel von den meisten Kollegen scharf verurteilt worden. Eine Ausnahme allerdings hat gerade eine besondere Freude daran gehabt, und ein anderer zählt es zu dem besten, was über diese Frage geschrieben worden sei. Man macht mich darauf aufmerksam, daß 80% der Pfuscher als Verbrecher bestraft worden seien, was mich allerdings überrascht. Man findet jede Form von Zusammenarbeiten des Arztes mit dem Pfuscher unwürdig, ja man ruft die Moral gegen mich ins Feld. Ich weiß, daß man hier verschiedener Meinung sein kann, und ich habe mir lange überlegt, welche ich annehmen soll, aber trotz der Einwendungen „die Vorteile eines Zusammenarbeitens scheinen mir größer als die Nachteile“. Wenn man statt den Verkehr mit dem Pfuscher überhaupt abzulehnen, z. B. nur den mit den als Verbrechern bestraften ablehnen würde, müßte dem Publikum nach und nach zum Bewußtsein kommen, mit was für Leuten man es zu tun habe.

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  1. Während ich bei den andern Kapiteln zwar auch manchen Widerspruch, aber im ganzen viel mehr Zustimmung gefunden hatte, ist dieses Kapitel von den meisten Kollegen scharf verurteilt worden. Eine Ausnahme allerdings hat gerade eine besondere Freude daran gehabt, und ein anderer zählt es zu dem besten, was über diese Frage geschrieben worden sei. Man macht mich darauf aufmerksam, daß 80% der Pfuscher als Verbrecher bestraft worden seien, was mich allerdings überrascht. Man findet jede Form von Zusammenarbeiten des Arztes mit dem Pfuscher unwürdig, ja man ruft die Moral gegen mich ins Feld. Ich weiß, daß man hier verschiedener Meinung sein kann, und ich habe mir lange überlegt, welche ich annehmen soll, aber trotz der Einwendungen „die Vorteile eines Zusammenarbeitens scheinen mir größer als die Nachteile“. Wenn man statt den Verkehr mit dem Pfuscher überhaupt abzulehnen, z. B. nur den mit den als Verbrechern bestraften ablehnen würde, müßte dem Publikum nach und nach zum Bewußtsein kommen, mit was für Leuten man es zu tun habe.

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  2. Ein Referent berichtet, ich teile die Pfuscher in diese vier Kategorien. Das wäre ganz falsch. Beim nämlichen Quacksalber können mehrere dieser Momente, und auch andere, nicht aufgezählte Momente mitwirken.

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Dieses Kapitel ist Teil des Digitalisierungsprojekts Springer Book Archives mit Publikationen, die seit den Anfängen des Verlags von 1842 erschienen sind. Der Verlag stellt mit diesem Archiv Quellen für die historische wie auch die disziplingeschichtliche Forschung zur Verfügung, die jeweils im historischen Kontext betrachtet werden müssen. Dieses Kapitel ist aus einem Buch, das in der Zeit vor 1945 erschienen ist und wird daher in seiner zeittypischen politisch-ideologischen Ausrichtung vom Verlag nicht beworben.

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Bleuler, E. (1922). Mediziner und Quacksalber. In: Das Autistisch-Undisziplinierte Denken in der Medizin und Seine Überwindung. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-36651-6_8

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