Zusammenfassung
Eine strenge Durchführung der Grundsätze des disziplinierten Denkens und namentlich ein Verzicht auf Handeln überall da, wo man nicht genügende Anhaltspunkte zu annähernd sicheren Grundlagen der Therapie haben kann, ist selbstverständlich in der Medizin ausgeschlossen. Eine Hypothese, die sich gelegentlich dem Forscher auf einem andern Gebiet aufdrängt, kann er ohne weiteres unterdrücken, wenn sie ihm nicht genügend Wahrscheinlichkeitsoder heuristischen Wert hat. Wenn man dem Techniker den Auftrag gibt, ein Schiff von der und der Tragkraft, einem bestimmten Tiefgang und bestimmter Schnelligkeit zu bauen, so macht er sich, falls die Lösung der Aufgabe ihm nicht undenkbar erscheint, daran, berechnet, probiert, und der Auftraggeber hat zu warten, bis das Problem gelöst ist, unter Umständen Generationen lang. Dem Kranken aber muß der Arzt, ob die technischen und materiellen Hilfsmittel genügen oder nicht, sofort sein Schiff herstellen, womit man nun versucht zu fahren — oft auf gut Glück hin. Die Versicherung berechnet ihre Wahrscheinlichkeiten und fährt dabei gut, denn die Abweichungen beim Einzelnen gleichen sich für sie aus, und der Versicherte will ja gerade für Ausnahmsfälle gedeckt sein.
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Dieses Kapitel ist Teil des Digitalisierungsprojekts Springer Book Archives mit Publikationen, die seit den Anfängen des Verlags von 1842 erschienen sind. Der Verlag stellt mit diesem Archiv Quellen für die historische wie auch die disziplingeschichtliche Forschung zur Verfügung, die jeweils im historischen Kontext betrachtet werden müssen. Dieses Kapitel ist aus einem Buch, das in der Zeit vor 1945 erschienen ist und wird daher in seiner zeittypischen politisch-ideologischen Ausrichtung vom Verlag nicht beworben.
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Bleuler, E. (1922). Von den Schwierigkeiten der ausschließlichen Anwendung des disziplinierten Denkens. In: Das Autistisch-Undisziplinierte Denken in der Medizin und Seine Überwindung. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-36651-6_10
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-662-36651-6_10
Publisher Name: Springer, Berlin, Heidelberg
Print ISBN: 978-3-662-35821-4
Online ISBN: 978-3-662-36651-6
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