Zusammenfassung
Mit der Behandlung von Wunden mag die Chirurgie vor Tausenden von Jahren ihr Werk begonnen haben. Unter einer Wunde verstehen wir die Folgen einer gewaltsamen Trennung lebenden Gewebes. Die Gewebstrennung kann so gering sein, daß sie nur bei feingeweblicher Untersuchung erkennbar ist, meist ist sie aber mehr oder weniger ausgedehnt, so daß sie auch das unbewaffnete und ungeübte Auge wahrnimmt. Je nach der Art der Gewalteinwirkung unterscheiden wir Schnitt-, Hieb-, Stich-, Riß-, Biß-, Schuß-, Quetsch- und Platzwunden. Daneben gibt es Wunden durch chemische oder thermische Einwirkungen. Grundsätzlich ist des weiteren zu unterscheiden zwischen offenen und geschlossenen Verletzungen. Durchaus nicht immer sind jene die gefährlichsten, wenngleich bei ihnen die Gefahr der Wundinfektion (Infektion von inficere = etwas [Nachteiliges] hineintun) von besonderer Bedeutung ist. Indessen birgt auch jede Darmzerreißung ohne äußere und offene Verletzung die Gefahr lebensbedrohender Infektion in sich. Die Art der Gewalteinwirkung gibt der Wunde meist ihr kennzeichnendes Gepräge, andererseits ist aus Form und Aussehen der Wunde auch auf ihre Entstehungsursache zu schließen, was nicht nur für gerichtliche Belange, sondern auch für die Behandlung wichtig sein kann. Wunden, die von Gewebs-lücken (Substanzverlusten, Defekten) begleitet sind, kommen gewöhnlich durch grobe Gewalteinwirkung zustande (Maschinenverletzungen, Schußwunden, Verkehrsverletzungen). Hat die Haut der Gewalt so weit widerstanden, daß keine äußere Wunde entstand, so können doch durch tangentiale tangentiale „abscherend“ wirkende Kräfte in den tieferen Schichten der Wunde mit Blut, besonders aber mit Lymphe gefüllte, schwappende Hohlräume entstehen (Décollement traumatique, Ablösung der Haut). Vollständige Abreißungen der Kopfhaut werden als Skalpierung, solche des Gliedes und des Hodensacks als Schindung bezeichnet. Sammelt sich Luft aus den verletzten lufthaltigen Räumen (Atemwege, Nebenhöhlen der Nase usw.) im Gewebe, dann spricht man vom traumatischen Emphysem (Emphysem von ἐμφυσάειν = etwas hineinblasen).
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Dieses Kapitel ist Teil des Digitalisierungsprojekts Springer Book Archives mit Publikationen, die seit den Anfängen des Verlags von 1842 erschienen sind. Der Verlag stellt mit diesem Archiv Quellen für die historische wie auch die disziplingeschichtliche Forschung zur Verfügung, die jeweils im historischen Kontext betrachtet werden müssen. Dieses Kapitel ist aus einem Buch, das in der Zeit vor 1945 erschienen ist und wird daher in seiner zeittypischen politisch-ideologischen Ausrichtung vom Verlag nicht beworben.
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Garrè, C., Borchard, A., Stich, R., Bauer, KH. (1944). Die Wunde und ihre Behandlung. In: Stich, R., Bauer, KH. (eds) Lehrbuch der Chirurgie. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-36504-5_2
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