Zusammenfassung
Das Kaiserliche Haus und die ganze östrichisch-ungarische Monarchie fühlte sich am 30. Januar von einem schweren Schlage getoffen. Am Vormittag dieses Tages verbreitete sich in der Hofburg und in ganz Wien die Nachricht, der Kronprinz Rudolf sei in seinem Jagdschloß Meyerling tot gefunden worden. Die ersten Berichte sprachen von einem Herzschlag; aber die Wahrheit konnte nicht lange zurückgehalten warden, und die Wahrheit war die, daß der Kronprinz und seine Geliebte, die zwanzigjährige Baronin Marie Vetsera, sich gemeinschaftlich den Tod gegeben hatten, er durch einen Revolverschuß in den Kopf, sie durch Strychnin. Als Grund dieser entsetzlichen That wurde angegeben, daß der Kronprinz mit dem Gedanken umging, sich von seiner Gemahlin, der Kronprinzessin Stephanie, scheiden zu lassen und mit der Baronin Vetsera eine morganatische Ehe einzugehen, daß aber der Kaiser ihm das Ghrenwort abgenommen habe, das Verhältnis zu der Baronin abzubrechen, und daß er sich zu schwach gefühlt habe, sein Wort zu halten. Er war des Kaisers einziger Sohn, geboren am 21. August 1858 und seit dem 10. Mai 1881 vermählt mit der belgischen Prinzessin Stephanie; er hinterließ aus dieser Ehe keinen Sohn, sondern nur eine Tochter, die damals nahezu 5 ½ jährige Erzherzogin Elisabeth.
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Müller, W. (1890). Östreich-Ungarn. In: Politische Geschichte der Gegenwart. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-36389-8_2
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