Zusammenfassung
Als herrschender Zug in der französischen Republik zeigte sich in diesem Jahre nach innen hin eine auffallen Begünstigung der arbeitenden Bevölkerung, nach außen hin eine wachsende Hoffnung auf Rußland. Dies trat schon im ersten Teile das Jahres durch verschiedene amtliche Festreden maßgebender Persönlichkeiten hervor, wenngleich ja im allgemeinen auf die üblichen schwülstigen Reden rasch wechselnder französischer Staatsmänner nicht zu viel zu geben ist. Faure, der jetzige Präsident der Republik, gehört zwar zu den verhältnismäßig nüchternen Staatsmännern, beim Neujahrsempfange des diplomatischen Korps konnte er es sich aber nicht versagen, in der Antwort auf die Ansprache von dessen Fühere, des päpstlichen Nuntius Ferrata, mit Frankreichs überlieferten Streben nach Werken der Einigkeit, der Freiheit und des Fortschrittes zu prahlen und, trotz seines Hinweises auf „verbündete Mächte“, glauben zu machen, daß die Befestigung des Friedes „die heiligste Pflicht“ der Republik sei. Einige Tage danach, am 12. Januar hob auch der Ministerpräsident Bourgeois bei einem ihm im Saale der Börse zu Lyon gegebenen Festmahle hervor, daß „ die Summe der Politik der Republik in dem Streben nach Erhaltung des Friedens“ bestehe; damit verband er jedoch Äußerungen, die dem Auslande, beim Standpunkte seines berechtigten Mißtrauens, minderstens zweideutig, ja unschwer als vom Revanchegeist eingegeben erscheinen mußten, den es leuchtete durch, was unter der mit dieser angeblichen Friedenssucht verbundenen „Ausbildung des Gedankens der Gerechtigkeit und der unerschütterlichen Behauptung des Rechts“, sowie der Bezeichnung Frankreichs als des „Kriegers des Rechts“ gemeint sein werde, eine Eigenschaft, vermöge deren es „der großen Nation, welche mit der Republik ein Bündnis geschlossen hat, unerschütterliche Bürgschaften der Sicherheit gewähren kann“.
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Wippermann, K. (1897). Frankreich. In: Politische Geschichte der Gegenwart. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-36386-7_4
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