Zusammenfassung
Es ist nicht möglich, einen klaren Einblick in die Wirkungen irgendwelcher Ionen zu erhalten, ohne jedesmal auch die H·- und OH′-Ionen mit zu berücksichtigen. Denn niemals beobachten wir in wäßriger Lösung die reine Wirkung eines Elektrolyten, d. h. eines Ionenpaares, sondern stets in Konkurrenz mit dem Ionenpaar H· + OH′, welches in keiner wäßrigen Lösung fehlt. Da nun diese beiden Ionen zu den wirksamsten gehören, so muß man sie sogar in etwa „neutralen“ Lösungen, in denen ihre Menge minimal ist, aufs genaueste berücksichtigen. Alles was wir im vorigen Abschnitt an Flockungsschwellenwerten kennen lernten, kann nur als vorläufig betrachtet werden und wird durch das, was uns z. B. die Übungen 26 bis 27 zeigen werden, ein ganz anderes Gesicht bekommen. Ein kleines Beispiel für die Wichtigkeit dieser Betrachtungen: Wir bestimmten die Flockungsschwelle eines Mastixsol für NaCl in „neutraler Lösung“. Wenn wir diesen Wert messen, beantworten wir in Wirklichkeit nur die Frage: „Welche Konzentration an NaCl hebt die dispergierende Wirkung der OH′-Ionon der neutralen Lösung auf und summiert sich mit der flockenden Wirkung der H′-Ionen in neutraler Lösung so, daß sichtbare Flockung entsteht?“ Es gibt gar keine absolute Schwelle für die NaCl-Wirkung, sondern nur eine relative Schwelle, welche auf eine ganz bestimmte OH′-Konzentration der Lösung bezogen werden muß und bei geringfügigsten Änderungen der OH′-Konzentration sich ebenfalls ändert. Unsere „neutrale“ Mastixlösung ist aber meist in Wirklichkeit gar nicht genau neutral, und so hat der Schwellenwert des NaCl gar keine wertvolle innere Bedeutung, wenn wir nicht angeben, für welche OH′-Konzentration er gilt.
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Literatur
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Michaelis, L. (1926). Die Bestimmung der Wasserstoff-Ionen durch Indikatoren. In: Praktikum der Physikalischen Chemie insbesondere der Kolloidchemie für Mediziner und Biologen. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-36384-3_4
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