Zusammenfassung
Die multiple Sklerose ist eine der häufigsten chronischen organischen Nervenkrankheiten. Sie wird trotzdem von dem Praktiker nicht selten verkannt, die Kranken werden oft als Hysteriker abgetan. Es hängen solche Irrtümer eng mit dem Wesen der Krankheit zusammen. Sie verläuft einmal meist schubweise und mit großen Besserungen und Remissionen. Zweitens kommt es infolge der eigenartigen histologischen Beschaffenheit ihrer Herde nicht zu totaler Zerstörung, sondern nur zu einer Schädigung des Gewebes und dementsprechend nicht zu „kompakten“, sondern nur zu diffusen oder ganz leichten, angedeuteten Symptomen. Aber die Zeit ist vorüber, wo man zweifelnd diagnostizierte: „Diagnose: Hysterie; Autopsie: multiple Sklerose“. Wir haben in den letzten Jahrzehnten die diagnostischen Hilfsmittel so vermehrt, daß nur in ganz seltenen Ausnahmefällen bei sachverständiger und genauer Untersuchung noch Irrtümer in der Unterscheidung organischer und funktioneller Nervenkrankheiten vorkommen. Und darum handelt es sich. Die Darstellung, die wir im Anfang dieses Buches von der Unterscheidung organischer Nervenkrankheiten von den funktionellen gegeben haben, bezieht sich implicite gerade auch auf die multiple Sklerose. Nicht etwa daß die multiple Sklerose besondere Zeichen hätte, die schwer zu erkennen wären. Wenn wir überhaupt erst eine organische Erkrankung diagnostiziert haben, dann denken wir auch jedesmal an multiple Sklerose. Denn wir wissen, daß die Herde der multiplen Sklerose sich an jeder Stelle des Zentralnervensystems lokalisieren und die entsprechenden Lokalsymptome machen können.
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Dieses Kapitel ist Teil des Digitalisierungsprojekts Springer Book Archives mit Publikationen, die seit den Anfängen des Verlags von 1842 erschienen sind. Der Verlag stellt mit diesem Archiv Quellen für die historische wie auch die disziplingeschichtliche Forschung zur Verfügung, die jeweils im historischen Kontext betrachtet werden müssen. Dieses Kapitel ist aus einem Buch, das in der Zeit vor 1945 erschienen ist und wird daher in seiner zeittypischen politisch-ideologischen Ausrichtung vom Verlag nicht beworben.
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Lewandowsky, M. (1912). Multiple Sklerose. In: Praktische Neurologie für Ärzte. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-36377-5_27
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