Zusammenfassung
Es ist nicht sehr lange her, daß der Begriff der Energiewirtschaft seine jetzige Bedeutung erhalten hat. Auch heute stellt er in manchen Betrieben etwas mehr oder weniger Abstraktes dar. Es liegt nicht so weit zurück, als daß die „ältesten Leute“ sich nicht mehr dessen erinnern könnten, daß man beim Einrichten eines Betriebes darauf ausging, in erster Linie mechanische Kraft, Dampf oder Wärme, zu erzeugen und sich erst in zweiter Linie dafür interessierte, ob der Nutzeffekt der Anlage wirklich genügend hoch war. Sind doch Zeitschriften, wie das „Archiv für Wärmewirtschaft“ u. dgl., welche die Energiewirtschaft besonders betonen, erst nach dem Kriege entstanden. Charakteristisch ist es vielleicht, daß die „Zeitschrift für Dampfkessel- und Maschinenbetrieb“, die vor dem Kriege die Betonung auf die Apparate legte, sich neuerdings die Bezeichnung „Die Wärme“ beigelegt, d. h. die Betonung auf die Energie übergeführt hat. Diese Schwerpunktsverlegung ist in allen Ländern zu sehen.
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Mir scheint, daß man für pädagogische Zwecke, um dem angehenden Praktiker das Verständnis der schwierigen wirtschaftlichen Probleme zu erleichtern, folgende drei technische Grundsätze der Energiewirtschaft hervorheben müßte. I. Das Bestreben muß dahin gehen, möglichst viel von der in einem Prozeß eingeführten Energie in nutzbarer Form zurückzuerhalten. Die Energieverluste muß man bestrebt sein, in einer Form erscheinen zu lassen, die die Möglichkeit der Ausnutzung durch andere Wirtschaften möglich macht. Es kann dabei nach besonderer Abmachung wirtschaftlich günstiger erscheinen, den Hauptnutzeffekt geringer zu gestalten, um auf dessen Kosten die Verlustenergie für andere Betriebe brauchbarer zu machen. II. Die technischen Prozesse sind möglichst gleichmäßig und ununterbrochen zu führen. Man hat sie dadurch leichter in seiner Gewalt, kann ihre Einzelstufen leichter und zweckentsprechender verändern und überhaupt höhere Nutzeffekte erzielen. III. Der Energiestrom muß in bezug auf Raum und Zeit möglichst verdichtet werden (Intensivierung), was rein wirtschaftlich günstigere Verhältnisse schafft.
Auf meiner letzten Reise in Schweden wurde mir sehr instruktiv die Bedeutung dieser Automaten vor Augen geführt. Auf S. 274 erwähnte ich, daß für das richtige Funktionieren der Ruthsschen Dampf-Speicher eine ganze Reihe speziell dafür konstruierter Automaten unerläßlich sind, und daß diese Automaten den eigentlichen Patentschutz ausmachen. Ich sah in dem Kesselhaus einer Zellulosefabrik einen alten abmontierten Großwasserraumkessel stehen, wie wenn er zu einem speziellen Zweck aufgestellt worden wäre. Durch dringendes Ausfragen bekam ich heraus, daß der Versuch gemacht worden war, einen Dampf Speicher nach Ruths ohne Automaten aufzustellen. Der Versuch scheiterte.
Entspricht einer Auswahl aus Tab. I, S. 24/25.
Siehe z. B. Abb. 69. S. 254.
D. h. wie weit das Konvektionsmaximum (S. 93f.) erreicht ist (Bl.).
Eine Wasserdruckprobe ergibt, ob der Kessel noch betriebssicher ist. Der Probedruck muß höher sein als der Betriebsdruck. Zu hoher Probedruck schwächt das Eisen.
Beides gilt streng genommen nur für Versuche an Dampfmaschinen, wo man die verbrauchte Dampfmenge ermitteln muß. Da darf keine Energie als ungewogener Dampf durch den Injektor in den Kessel gelangen, noch gewogener Dampf durch das Sicherheitsventil verlorengehen. Auch Dampf aus dem Versuchskessel gelangt in ihn erst nach Energieeinbuße infolge Arbeitsleistung im Injektor zurück. Die Einbuße ist jedoch sehr gering: 6 1-at pro kg Dampf = 61,8 mkg, also nicht einmal 1 cal. Natürlich ist etwa mit dem Dampf mitkommendes Kondenswasser als ungewogenes unerwünscht. Auch darf der in den Kessel zurückkehrende Dampf natürlich keine großen Kondensverluste haben.
Das Entwerfen solcher Bilanzbilder ist in das Programm der zeichnerischen Übungen auf der chemisch-technischen Fakultät der Lettländischen Universität eingeführt worden. Dabei erwies sich am praktischsten, diese Übungen mit den Fabrikentwürfen zu kombinieren und den Energiestrombildern eine besondere Form zu geben. Der dafür erforderliche Grundriß wird mit den Apparaten zusammen auf Pausleinwand kopiert und das Bild des Energiestromes den tatsächlichen Verhältnissen angepaßt, d. h. genau nach Aufstellung der Apparate hineingezeichnet. Man erhält auf diese Weise ein pädagogisch sehr instruktives Bild. Über das auch die in diesem Buch beschriebenen Laboratoriumsübungen umfassende, einen geschlossenen Organismus darstellende Programm der technischen Fächer der chemischen Abteilung der genannten Hochschule siehe den Aufsatz: „Über die Organisierung des chemisch-technischen Unterrichts im allgemeinen und über das Programm der chemischen Technologie an der Lettländischen Universität im besonderen“ in der Akta Universitatis 1928.
Hier möchte ich das soeben Gesagte in dem Sinne ergänzen, daß man früher viel zu wenig Gewicht auf den psychischen Faktor gelegt hat, der doch nicht immer mit den materiellen Interessen zusammenfällt. Ich meine damit nicht die Bemühungen von Taylor und Ford, welche eine bessere Ausnutzung der Maschine „Mensch“ anstreben, und auch nicht die Psychotechnik, welche den Menschen entsprechend seinen Fähigkeiten beschäftigen will — obgleich es schon ein bedeutender Fortschritt ist —, sondern das Beobachten und Studieren der Psyche des Arbeiters. Und zwar geschieht das zu dem Zweck, um ihm die Arbeit angenehm zu machen oder auch sogar psychische Widerstände, die bei ihm entstehen könnten, auszuschalten. Es kommt sozusagen auf eine Erhöhung des psychischen Nutzeffektes der Arbeit heraus. Im Wesen betrifft es das richtige Behandeln und Anfassen des Arbeiters. Ich kann hier nur einige ganz flüchtige Andeutungen geben. Es hat z. B. gar keinen Sinn, den Arbeiter fortwährend mit Schimpfwörtern zu überschütten, es reizt seinen Widerspruch und vermindert seine Arbeitswilligkeit, damit zugleich auch seine Arbeitsfähigkeit. Eine unerklärlich mäßige und langsame Arbeit hat oft unterbewußte Widerstände zur Ursache, die bei richtiger Behandlung nicht in Erscheinung treten. Mißerfolg oder Unglücksfälle können bei falscher Reaktion der Vorgesetzten unauflösbare Komplexe und unüberwindbare Widerstände seelischer Art erwachsen lassen. Es gibt nun eine ganz neue Wissenschaft, die Tiefenpsychologie, die hier klärend und mildernd eingreift. Sie forscht auf dem Wege der Psychoanalyse (L. 53). Diese Andeutungen mögen hier genügen. Das praktische Ergebnis dieser Forschungen, ihr Ideal in der Industrie, ist der stets willige und fröhliche Arbeiter.
Sehr vielseitig sind in dieser Beziehung die Apparate der Askaniawerke, Berlin-Friedenau (Zug- und Druckmesser, Gasmesser, Dampfmesser. Wassersäulen-Minimeter, Regler u.a.m.). Viele Firmen sind aus Platzmangel nicht erwähnt worden, wie Hartmann & Braun, Keiser & Schmidt, Eckardt usw.
Man gestatte diese Licentia poetica, da ich die Seele nicht in ein Haus, sagen wir lieber Zimmer, mit dem Verstande setzen will und eine Dreiteilung nicht geläufig ist.
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Blacher, C. (1928). Betriebsorganismus und Energiewirtschaft. In: Vom Laboratoriumspraktikum zur praktischen Wärmetechnik. Monographien zur Feuerungstechnik. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-36240-2_5
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