Zusammenfassung
Wenn man den behördlich sanktionierten Namen der Krankheit nennen hört, deren Pathologie und Aetiologie ich heute vor Ihnen besprechen möchte, dann ist man leicht geneigt anzunehmen, daß recht bestimmte Eigenschaften, nämlich die Starre der Nackengegend und die hohe Kontagiosität ständige und stereotype Charakteristika der Krankheit seien. Gewiß zeichnet sich die klassische Meningokokkenmeningitis durch Symptome aus, die den Ausdruck „Genickstarre“ rechtfertigen können, also durch „Nackensteifigkeit, Opisthotonus, Rigidität der Wirbelsäule, Spasmen der Beine, Spannung der Gelenke und der Bauchmuskeln“, um mit F. Kerschensteinerl) zu sprechen. Aber nicht immer tritt die Krankheit so klassisch in Erscheinung. Ja, wir müssen sagen, daß sie etwas Proteusartiges an sich hat, insofern sie sich nicht selten im Anfang eine Ausdrucksform wählt, welche den Arzt die wahre Sachlage verkennen läßt.
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Literatur
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Vgl. Schlesinger; Atypische und abortive Formen der epidemischen Meningitis beim Erwachsenen. Deutsche med. Wochenschr. 1916.
Der Meningokokkus ist zwar ein ausgesprochener semmelförmiger Diplokokkus. Jedoch findet man ihn sowohl in Sekretpräparaten, als namentlich in Kulturausstrichpräparaten oft in Tetradenformen gelagert. Auch erscheint nicht unwichtig, daß seine Korngröße recht verschieden ist. Auch das kann in Eiterpräparaten schon bemerkt werden, vor allem aber fällt es an Abstrichpräparaten von Kulturen auf. Hier sind Zweier-und Viererformen kleinsten Kalibers neben solchen von recht derber Korngröße neben-und durcheinander zu bemerken; ähnliches sieht man auch bei dem im ganzen plumperen Diplococcus crassus. Während dieser aber sich durch ein unsicheres Gramverhalten auszeichnet, sind die Weichselbau m’schen Meningokokken streng gramnegativ.
Vorschrift von Kolle und Wassermann, Klin. Jahrb., 1915, Bd. 15: 1. Färbung mit Karbolgentianaviolett 3 Minuten, 2. Entfärbung in 3 proz. Azetonalkohol (absol.) einige Sekunden, 3. Abspülen in Wasser, 4. Gegenfärbung in verdünntem Karbolfuchsin, etwa 10 Sekunden. Die Karbolgentianaviolettfarbe wird durch Lösung von 1 g Gentianaviolett in 10 ccm absoruten Alkohol hergestellt, welche mit 100 ccm einer 5 proz. wässerigen Phenollösung gut vermischt werden. — Die Lugol’sche Lösung soll aus 1 g Jod, 2 g Jodkali, 300 g destilliertem Wasser hergestellt werden. — Nach Lingelsheim, Klin. Jahrb., 1905, Bd. 15, werden die Präparate je 30 Sekunden in Karbolgentianaviolettlösung, in Lugol’scher Lösung und in absolutem Alkohol behandelt, mit Wasser abgespült, getrocknet und 1–20 Sekunden gegengefärbt; v. Lingelsheim benützte dabei folgende Karbolgentianamischung: 10 ccm einer konzentrierten alkoholischen Gentianaviolettlösung ± 90 ccm einer 2,5 proz. Karbolwasserlösung. Zur Gegenfärbung hat er eine 20 fache wässerige Verdünnung einer konzentrierten Lösung von Karbolfuchs in empfohlen.
Deutsche med. Wachenschr. 1917. Jahrg. 43. S. 258.
Zeitschr. f. Hyg. 1917. Bd. 84. S. 294.
Auf Serum und Aszitesnährböden bilden die Meningokokken einen feuchten, nicht sehr dicken, durchscheinenden Rasen. Die Gestalt der einzelnen, glasig hellen Kolonien ist mehr oder minder flach kalottenförmig; später können sie sich peripher ausdehnen, wobei eine leichte Wellung der Oberfläche entsteht. Dies Kulturwachstum ist beschränkt; über 4–6 mm Durchmesser hinaus vergrößern sich Einzelkolonien selten.
Vgl. Gruber und Kerschensteiner, Ergebnisse der inneren Med. u. Kinderheilk. 1917. Bd. 15. S. 431.
Zur Anfertigung solcher Böden hält man sich Aszitesflüssigkeit oder Rinderblutserum vorrätig, das man mit einigen Kubikzentimetern Chloroform versetzt hat und im Verlauf von 3–4 Tagen drei-bis viermal je eine Stunde lang in einem Wasserbad von 56° gehalten, also fraktioniert sterilisiert hat. Ebenso hält man vorrätig die durch die Firma Merck in Darmstadt bezogenen.Zuckerarten in 10proz. wässerigen Lösungen, wobei als Lösungsmittel direkt eine Kubel -Tiemann’sche Lackmuslösung dient; auf je 100–125 ccm dieser Zuckerlackmuslösung gibt man je 0,4–0,6 ccm Normalsodalösung zu. Zur Herstellung der Nährböden im großen gibt man zu je 1 Liter des nicht über 60° warmen 3 proz. Pepton-oder Nutrose-agars, der vom Lackmusneutralpunkt ab noch mit 5 ccm einer 10 proz. Kalilauge versetzt wurde, je 250 ccm des sterilen Aszites oder Rinderblutserums und 125 ccm der entsprechenden Zuckerlackmuslösung. Die Nährböden zeigen nach dem Erkalten eine schöne blaue Farbe und sollen klar durchsichtig sein (vgl. Waldmann und Mayer, Münch. med. Wochenschr., 1910, S. 475). Handelte es sich darum, nur einzelne Petrischalen mit solchem Nährbodenmaterial zu beschicken, so gab ich in jede Schale 3 ccm Lackmuszuckerlösung, die so weit mit Normalsodalösung versetzt war, daß sie eben in zarter Weise anfing das prüfende Lackmuspapier zu bläuen; dazu kamen dann 3 ccm Aszites oder Serum, endlich 15 ccm des 3 proz. abgekühlten Agars; durch Schwenken und Schaukeln der Platte sorgte ich für gute Durcheinandermischung und ließ erstarren. Nach dem Erkalten sollen die Platten, die nicht viel Kondenswasser abscheiden, in der Durchsicht blau sein und einen leicht rötlichen Schimmer haben. Zwischen Deckel und Boden der beimpften Schale legt man zweckmäßig auch ein etwas überstehendes, in den Deckel einzupressendes, steriles Filtrierpapier.
Münch. med. Wochenschr. 1915. S. 1037.
Eine Grub er-Widal’sche Prüfung des Blutserums von Meningitiskranken gegenüber bekannten Meningokokken mittels der Agglutinationsprobe ist völlig zwecklos, da. diese Probe für die Meningokokkendiagnose nur mit so geringen Titerwerten arbeitet, wenn sie überhaupt arbeitet, daß die Resultate, gemessen an Kontrollen mit Normalblutserum oder mit Kochsalzlösung äußerst unzuverlässig erscheinen müssen.
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Zeitschr. f. Hyg. 1917. Bd. 84. S. 294.
Zeitschr. f. Hyg. 1917. Bd. 84. S. 279.
Deutsche med. Wochenschr. 1917. Bd. 43. S. 258.
Kutscher empfahl hierfür folgende Technik: Er fängt etwa 20. ccm Venenblut in mehrere Bouillonkölbchen auf, denen Aszites oder Serum beigegeben ist und die sich bei Probebrütung als steril erwiesen haben. In flüssigen Nährböden wachsen Meningokokken in der Regel zunächst sehr spärlich. Wenn nach 1–3 Tagen gramnegative Diplokokken in Ausstrichen aus der Aszitesbouillon nachweisbar sind, sät man zur weiteren Differenzierung und zur Gewinnung von Reinkulturen auf Aszites oder Serumagarplatten aus. — Dieser Methode gegenüber ist das Blutplattenverfahren mit Traubenzuckerzusatz allerdings vorzuziehen. Hierbei läßt man das Krankenblut in die sterilisierte Traubenzuckerlösung fließen und benützt die Mischung zusammen mit Agar zur Herstellung von Blutplatten. Doch soll man sich nicht auf eine Platte verlassen, ‘sondern stets eine größere Reihe anlegen, d. h. ein größeres Quantum Blutes verarbeiten. Damit steigt bei spärlicher Bakteriämie die Gewähr dafür, daß man den einen und anderen Blutkeim erfaßt hat.
Zeitschr. f. Hyg. 1917. Bd. 84. S. 294.
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Vgl. Gruber und Kerehensteiner, Ergebn. d. inn. Med. u. Kinderheilk. 1917. Bd. 15. S. 449.
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Ueber die Serumbehandlung, wie über die nicht spezifische und medikamentöse Therapie ist Ausführliches von der Hand Kerschensteiner’s zu finden bei Gruber und Kerschensteiner, 1. c., S. 526ff.
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Gaßner, Zeitschr. f. Hyg. u. Infektionskrankh. 1917. Bd. 84. S. 294.
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Gruber, G.B. (1918). Ueber die Meningokokken und die Meningokokkenerkrankungen. In: Ueber die Meningokokken und die Meningokokkenerkrankungen. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-35069-0_1
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