Beiträge zur Ätiologie und Prophylaxe des Gasödems

Zusammenfassung

Durch die Sekundärinfektionen bei Kriegsverletzten haben die im Frieden schon als Gasbrand und malignes Ödem bezeichneten Erkrankungen des Menschen eine wesentlich erhöhte Bedeutung gewonnen. Die Häufigkeit und Schwere der Erkrankung hat in allen kriegführenden Ländern eine umfangreiche Erörterung über die Ursache und Verhütung des Leidens hervorgerufen. Auf Grund der Literaturergebnisse und eigener Erfahrungen dürfen wir jetzt wohl als sichergestellte und allgemein anerkannte Ursache der Erkrankung eine Infektion besonders gearteter Verletzungen durch anaerobe Bakterien annehmen, die von außen durch Kleiderfetzen¹), Erde und dgl. in die Tiefe der Wunde hineingebracht werden. Besonders disponiert zum Auftreten der Erkrankung sind diejenigen, durch Granaten, Minen usw. Verletzten, welche stark zertrümmerte und beschmutzte, tiefreichende Muskelwunden aufweisen, worauf erst neuerdings wieder von Lardennois und Baumel hingewiesen worden ist. Fälle, die nicht durch anaerobe Bakterien hervorgerufen sind, und dennoch ähnliche Krankheitsbilder hervorrufen, wie dies von Selters, Marwedel und Wehrsig durch anaerobe Streptokokken, von Chiari usw. früher vom Bacterium coli beschrieben worden ist, sind wir wohl ebenso wenig berechtigt, in diese ätiologisch einheitliche Krankheitsgruppe einzubeziehen, wie wir dies bei anderen Infektionskrankheiten mit festgestellter Ätiologie (Typhus, Meningitis, Pneumonie usw.) zu tun gewohnt sind.