Zusammenfassung
Das komplexe Gegenstandsbewußtsein und das komplexe Icherleben sind die Gründlagen, auf denen sich das Denken der Schizophrenen entfaltet. Um welche Einstellungen es sich gruppiert, welchen Tendenzen es folgt, das ist in der komplexen Grundlage noch nicht gegeben. Wiederum müssen wir, wie zu Beginn unserer Untersuchungen, auf die Seite des Wollens und Handelns blicken, wenn wir das Denken unserer Kranken in seiner spezifischen Struktur erfassen wollen. Denn die Einstellungen, die das Denken einnimmt, die Richtungen, denen es folgt, sind ihm überall durch Gefühls- und Willenstendenzen vorgeschrieben. Nun wissen wir, daß der Schizophrene die Tragweite seiner Gedanken und Wünsche überschätzt und ihnen eine Wirksamkeit zutraut, die sie nicht besitzen. Er ist von der »Allmacht seiner Gedanken« (Freud) überzeugt. Während er vielleicht passiv und willensgesperrt in stuporöser Untätigkeit verharrt, meint er, die wunderbarsten und großartigsten Wirkungen ins Kosmische zu vollführen1). Er merkt nicht, daß er nicht handelt, sondern nur wünscht, weil er Wünschen vom Wollen und Handeln nicht mehr zu trennen vermag. Sein Willensleben ist auf eine genetisch frühere Stufe gesunken, in dem sich Willenshandlung und bloßer Wunsch noch nicht als unterschiedene Erlebnisarten herausdifferenziert haben. Auch der Primitive kennt diese Unterschiede nicht, er weiß nur von einem undifferenzierten Wollen von Zielen, die sich erst allmählich durch die Erfahrungen des »Tunkönnens und Nichttunkönnens« (Scheler) zum Teil als nur wünschbar herausteilen.
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Storch, A. (1922). Die magisch-tabuistische Einstellung. In: Das Archaisch-Primitive Erleben und Denken der Schizophrenen. Monographien aus dem Gesamtgebiete der Neurologie und Psychiatrie, vol 32. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-34653-2_6
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