Die Beurteilung

Zusammenfassung

Es fragt sich nun, wie man Behandlungswürdigkeit und Behandlungsberechtigung bei Hysterikern feststellen soll. Und damit kommen wir zur Frage der Beurteilung, d. h. der zivilrechtlichen Begutachtung hysterischer Störungen. Als selbstverständlich darf dabei wohl vorausgeschickt werden, daß jede Anpassung naturwissenschaftlicher Erkenntnis an rechtliche Verhältnisse etwas Mißliches, ein für die Naturforscher notwendiges Übel bleibt, daß dem persönlichen Urteil stets ein weiter Spielraum gelassen ist und man deshalb mit der Möglichkeit weitgehender Differenzen im Urteil der verschiedenen ärztlichen Begutachter rechnen muß. Und weiterhin darf es wohl als selbstverständlich betrachtet werden, daß es sich bei der Beurteilung der hysterischen Reaktionen nie um diese Reaktion allein handelt, sondern um die ganze Persönlichkeit, daß die hysterische Reaktion aus dem etwa vorhandenen sonstigen Krankheitsbild herausgeschält werden muß, daß beispielsweise eine neben den hysterischen Störungen bestehende Neurasthenie oder psychopathische Veranlagung gesondert zu bewerten ist.