Zusammenfassung
Und damit komme ich zur Definitionsfrage, zur klinischen Stellung der Hysterie. Denn wennschon auch ich der Überzeugung bin, daß in der modernen Psychiatrie das Klassifikatorische nicht eine derartige Rolle spielen wird, wie in der Kraepelinschen Schule, sondern meine, daß die Strukturanalyse einzelner Fälle zunächst das Wesentlichere sein wird, so wird man doch aus praktischen wie theoretischen Gründen auch fernerhin ohne Klassifikation und Rubrizieren nicht auskommen. Man muß sich dabei aber immer vor Augen halten, daß es im Grunde genommen keine Krankheiten, sondern nur kranke Menschen gibt1) und daß die Aufstellung von Krankheitstypen und Gruppen etwas Künstliches, der Natur Fremdes bedeutet, denn die Natur richtet sich natürlich nicht nach dem Gruppierungs- und Registrierbedürfnisse des Arztes und Forschers, sie schematisiert nicht, wie es der Mensch tut. Alle Gruppierungen haben also in letzter Linie nur einen heuristischen oder praktischen Wert, sie können jederzeit wieder umgestaltet werden, können enger gefaßt oder weiter gespannt werden, wenn das Forschungsprinzip, das klinische Bedürfnis dies notwendig erscheinen läßt, wenn der wesentliche Kern einer Krankheitsgruppe gefunden worden ist und damit andere Krankheitsgruppen mit gleichem Kern mit hinzugenommen, oder aber Krankheitsbilder, die bisher auf Grund äußerer Ähnlichkeit mit zur Gruppe rechneten, jetzt gestrichen und anderweits untergebracht werden müssen.
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Pönitz, K. (1921). Die aus alle dem bedingte klinische Stellung der Hysterie, Definition. In: Die Klinische Neuorientierung zum Hysterieproblem unter dem Einflusse der Kriegserfahrungen. Monographien aus dem Gesamtgebiete der Neurologie und Psychiatrie, vol 25. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-34605-1_5
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