Sitz und Ausdehnung der exsudativen Prozesse

Zusammenfassung

Ueber die Art der exsudativen Prozesse habe ich mich schon in dem Abschnitt „Sehnerv“ ausgesprochen. Von grösster Bedeutung für die Entstehung des Sehnervenschwundes ist nun aber auch die Lokalisation und Ausdehnung der exsudativen Prozesse in den einzelnen Fällen. Denn erst, wenn wir in jedem Falle genau festgestellt haben, an welchen Stellen und zu welcher Zeit sich exsudative Prozesse finden, vermögen wir uns Aufschluss darüber zu geben, ob die exsudativen Prozesse mit dem Schwund der nervösen Substanz in einem Zusammenhange stehen und in welchem. Wir müssen uns allerdings klar sein, dass jeder uns zur mikroskopischen Untersuchung zur Verfügung stehende Fall gewissermassen nur ein Momentbild aus dem ausserordentlich langwierigen Krankheitsverlaufe gibt. Das gilt besonders für die exsudativen Prozesse. Wir dürfen nicht glauben, dass diese exsudativen Prozesse während der ganzen Erkrankung immer nur an derselben Stelle lokalisiert sind, sondern müssen doch annehmen, dass sie von einer zu einer anderen Stelle wandern. Ich möchte glauben, dass die Vorgänge im einzelnen sich hier ähnlich abspielen wie bei der parenchymatösen Hornhautentzündung der hereditär Luetischen, wo wir ja auch ein direktes Wandern des entzündlichen Prozesses beobachten können. Besonders wichtig erscheint mir dieser Hinweis inbezug auf die Fälle von totalem Sehnervenschwunde, da wir es hier ja meist mit sehr alten Prozessen zu tun haben, so dass wir uns nicht wundern dürfen, wenn die exsudativen Prozesse bereits im Rückgange befindlich sind resp. bis auf geringfügige Reste verschwunden sind.