Zusammenfassung
Der Lebensstil des modernen Menschen, so wie er heute ganz allgemein anzutreffen ist als ein Stil, dem ohne Ausnahme ein jeder verfallen ist, hat zu Beginn der Neuzeit nicht diesen Grad von Allgemeinheit besessen. In Erscheinung tritt er hier zunächst nur bei den Lenkern der Staaten, bei den absoluten Fürsten, die das Wort sprechen: der Staat bin ich. Ihre Staatspolitik geht auf Isolierung, auf das sog. merkantilistische Staats- und Wirtschaftsideal, welches nach außen auf Kosten der anderen und gegen die anderen sich durchzusetzen trachtet, und nach innen im Wege der universellen Bevormundung das Staatsleben zu einer Marionette fürstlichen Willens und fürstlicher Willkür macht. Aber in vielen einzelnen Persönlichkeiten dieser Staaten lebt bereits ein ähnlicher Geist. Als Minister, als Wirtschaftsführer, als freie Unternehmerpersönlichkeiten entfalten sie auf ihre Weise eine persönliche Herrschaft über Menschen und Dinge. Als »wagende Kaufleute« kolonisieren sie in fremden Erdteilen. Sie sind beseelt vom Geiste des Erwerbes und die Wirtschaft dient ihnen als Mittel zur Entfaltung einer königlichen Macht und eines himmelstürmenden Selbstbewußtseins. Der wirtschaftliche Reichtum leistet hier dasselbe, wie das Gebieten über Heere und Wirtschaft im absolutistischen Staate.
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Dieses Kapitel ist Teil des Digitalisierungsprojekts Springer Book Archives mit Publikationen, die seit den Anfängen des Verlags von 1842 erschienen sind. Der Verlag stellt mit diesem Archiv Quellen für die historische wie auch die disziplingeschichtliche Forschung zur Verfügung, die jeweils im historischen Kontext betrachtet werden müssen. Dieses Kapitel ist aus einem Buch, das in der Zeit vor 1945 erschienen ist und wird daher in seiner zeittypischen politisch-ideologischen Ausrichtung vom Verlag nicht beworben.
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Wilken, F. (1927). Das Ichbewußtsein in der Neuzeit. Selbstgefühl und Selbstverantwortung. In: Die nervöse Erkrankung als sinnvolle Erscheinung unseres gegenwärtigen Kulturzeitraumes. Individuum und Gemeinschaft, vol 9. J.F. Bergmann-Verlag, Munich. https://doi.org/10.1007/978-3-662-34428-6_2
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-662-34428-6_2
Publisher Name: J.F. Bergmann-Verlag, Munich
Print ISBN: 978-3-662-34158-2
Online ISBN: 978-3-662-34428-6
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