Zusammenfassung
Wenn auch der bekannteste und populärste aller Siemens in seinen Lebenserinnerungen selbst gesagt hat sein Beispiel beweise, daß man sich auch heute noch ohne Mittel und Gönner aus eigener Kraft aufarbeiten könne, so ist das doch nicht so zu verstehen, als wären er und seine Brüder aus der direkten Armut zu ihrer späteren glänzenden Lebensstellung emporgestiegen. Die Siemens sind schon im 18. Jahrhundert eine verbreitete und verhältnismäßig wohlhabende, vor allem aber angesehene Familie gewesen, unter deren Mitgliedern sich Kriegsräte, Professoren, Gutsbesitzer und andere Männer in den besten Verhältnissen befanden. Auch die Brüder Werner, Wilhelm und Friedrich Siemens, die sich in der Geschichte der Technik und Industrie einen gleich bedeutenden Narnen erworben haben, waren aus guter und wohlsituierter Familie, wenn es auch dem Vater nicht möglich war, bei einer Kinderschar von 14 Knaben und Mädchen jedem einzelnen eine abgeschlossene und womöglich gelehrte Ausbildung zuteil werden zu lassen. So entschloß sich denn gleich werner, als der älteste der Söhne, nach Absolvierung der Katharinenschule in Lübeck, sich der preußischen Armee zuzuwenden, wo bereits damals ein Ingenieurkorps existierte, in welchem er sich auf billigere Weise als es auf der Bauschule möglich war, zum Techniker auszubilden hoffte. Siebzehn Jahre alt, wanderte Werner im Jahre 1834 aus dem Fürstentum Ratzeburg, wo sein Vater das Gut Menzendorf in Pacht hatte, nach Berlin. Charakteristisch für Vater und Sohn ist das Geleitswort, welches Ferdinand Siemens seinem Ältesten mit auf den Weg gab. „So wie es jetzt in Deutschland ist“, sagte der schon damals der Einigung des Vaterlandes sehnsuchtsvoll entgegenschauende Mann, „kann es unmöglich bleiben. Es wird eine Zeit kommen, wo alles drunter und drüber geht. Der einzige feste Punkt in Deutschland ist aber der Staat Friedrichs des Großen und die preußische Armee, und in solchen Zeiten ist es immer besser Hammer zu sein als Amboß.“ Er ahnte wohl nicht, daß sein Sohn einer der gewichtigsten Hämmer werden sollte, mit denen zwar nicht die nationale Einheit, aber die nationale Größe seinerzeit geschmiedet werden sollte.
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Berdrow, W. (1905). Die Siemens, ein Unternehmer- und Gründergeschlecht. In: Buch Berühmter Kaufleute. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-34131-5_7
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