Zusammenfassung
Ende des Jahres 1894 brachte Armin Tenner das erste von Wilson in Amerika im elektrischen Ofen hergestellte technische Calciumcarbid nach Deutschland, mit dem unter Verwendung einiger von Lewes in London konstruierter Brenner die ersten Versuche zur Benutzung des Acetylens für Beleuchtungszwecke angestellt wurden, und schon im Frühjahr 1895 bildeten sich in Berlin Gesellschaften zur industriellen Ausnutzung des Acetylens für Beleuchtungszwecke. Die scheinbar so einfache Herstellung des technischen Acetylens und das glänzende Licht, das damit zu erzielen war, veranlaßten in den folgenden Jahren eine Schar von Erfindern mit zumeist völlig ungenügenden Vorkenntnissen, sich auf die Konstruktion von Acetylenapparaten und deren Vertrieb für Beleuchtungszwecke zu werfen. Ein Taumel erfaßte damals weite Kreise, die in dem Acetylen das Licht der Zukunft sahen, das insbesondere auch das Steinkohlengas rasch verdrängen würde. Das Erwachen aus diesem Traume folgte den ersten Installationen von Acetylenanlagen auf dem Fuße. Dabei stellte sich nämlich heraus, daß man dem Publikum etwas völlig Unfertiges in die Hand gegeben hatte. Man kannte weder die physikalischen und chemischen Vorgänge, welche sich bei der Zersetzung des Carbides mit Wasser abspielen, noch die Eigenschaften des Acetylens, und war deshalb zunächst gar nicht imstande, brauchbare Acetylenapparate zu konstruieren. Dazu kam, daß das erste, von Tenner mitgebrachte Carbid verhältnismäßig rein gewesen war, so daß man auch eine Reinigung des Acetylens vor seiner Verbrennung zunächst nicht für erforderlich hielt und gelegentlich auftretende Belästigungen beim Verbrennen von Acetylen aus inzwischen in Deutschland hergestelltem Carbide als etwas Anormales ansah.
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Vogel, J.H. (1923). Einleitung. In: Das Acetylen. Chemische Technologie in Einzeldarstellungen. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-34124-7_1
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