Zusammenfassung
Wenn man den Stengel einer Wolfsmichpflanze oder des Löwenzahnkrautes abbricht, so erscheint an den Bruchflächen ein dichter, weißer Tropfen; dies ist der sogenannte Milchsaft, welchen viele Gewächse besiúen, und der schon ftühzeitig, die Aufmerksamkeit des Menschen erregt hat, der ja zunächst alle Erzeugnisse der: Schöpfung nur noch ihrern Gebranchswert füt sein eignes Dasein zu beurteilen pflegt. Viele mächtige bäume in den Tropengegenden bergen denselben in solcher Fülle daß er zum erfrischenden Getränk zu dienen vermag; sie heißen darum auch „Kuhbäume“, „Milch- und Butterbäume“ in andern hinwiederum enthält der Milchsaft schare Gifte, wie in dem berüchtigten Manzanillabaum, der nach der Fabel leichtfertiger Reisender im Todesthal der Infel Java wachsen soll, und in den Euphorbien, an welchen er zu einem tödlichen, aber in der Heilkunde gebrauchten Harze eintrocknet. Dies thun überhaupt die Milchsäfte aller Bäume; nur ist die Natur und Beschaffenheit der aus ihnen sich bildenden Harze eine wesentlich verschiedene. Eine große Anzahl von Bäumen nämlich läßt ihren Milchsaft verdicken zu der in der Technik unsrer Zeit überaus wichtigen Klasse der Federharze, deren bisher noch nicht eingehend gedacht worden ist. Man versteht aber darunter Körper, welche neben manchen Ähnlichkeiten mit den Harzen noch die Eigentümlichkeit der Federkraft besiúen, wenn auch in verschiedenem Grabe. Die beiden wichtigsten Vertreter dieser Klasse sind das im höchsten Grade elastische Kautschuk und die viel weniger elastische Guttapercha, beide eingedickte Milchsäfte tropischer Bäume, beide noch nicht lange von der Industrie benuút; nichtsdestoweniger bilden gegenwärtig diese zwei Stoffe einen unentbehrlich gewordenen Gegenstand im Haushalt der Völker, und ihre Verarbeitung, ihre technische Verwendung, ihr Allgemeingebrauch hat sich seit kurzem zu einer Höhe erhoben, wie die Geschichte der Gewerbthätigkeit dies kaum an irgend einem andern Beispiele darzulegen vermag.
O Pilgersmann, nicht unbespriút Geht man in dem Gedräng’ auf kot’ gen Wegen; Doch ist das Äußere nur beschmiút, Wirst du den Schmuú mit deiner Hüll’ ablegen; Wie, wer in Überschuhen geht, Im Überrock und unterm Regendache, Sie legt im Borplaú ab und steht, Ein neuer Mensch, im neusten Prunkgemache. Fr. Rückert. (Empfehlung der Überschuhe.)
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Reuleaux, F. (1886). Kautschuk und Guttapercha. In: Reuleaux, F. (eds) Die Chemie des täglichen Lebens. Das Buch der Erfindungen, Gewerbe und Industrien. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-34092-9_16
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