Zusammenfassung
Wer wüßte nicht, wieviel im Menschenleben auf die bloße Außenseite ankommt, welche Summe menschlicher Bestrebungen sich rein auf die Oberfläche der Dinge bezieht! Demzufolge arbeitet auch eine vielartige technischer Zweige lediglich auf den Schein, auf Farbe und Anstrich. Bedürfnis und Lurus, oder vielmehr ein angeborner Farbensinn, ein besonderes Wohlgefallen an dieser oder jener Farbe führte den Menschen frühzeitig darauf, den Gegenständen seiner Umgebung durch Färben oder Bemalen eine andre, ihm besser behagende Außenseite zu geben, und wir finden schon bei sogenannten wilden Völkern vielfache Färbekünste in Anwendung. Die erste Anwendung der in der Natur vorkommenden verschiedenfarbigen Erdarten, Pflanzensäfte oder tierischer Produkte, wie Blut, Galle, Sepia u. s. w., haben die Menschen, wie es scheint, allerwärts in der Tättowierung gemacht, welche teils Schmuck, teils Waffe sein solle, teils das Vergnügen andrer an der eignen Gestalt, teils Furcht erwecken sollte. Zum Teil auch ersetzte die Tättowierung die Kleidung, und es ist ganz naturgemäß, daß da, wo due natürlichste aller menschlichen Hüllen, die Haut, nicht mehr die einzige war, auch dasselbe Bestreben, durch Farben zu wirken, sich auf die künstliche Oberfläche, das Kleid, erstrecken mußte.
Nicht das Schönste auf der Welt
Soll dir am meisten gefallen;
Sondern was dir wohlgefällt,
Sei dir das Schönste von allen.
Rückert.
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Reuleaux, F. (1886). Die Farben und ihre Bereitung. In: Reuleaux, F. (eds) Die chemische Behandlung der Rohstoffe. Das Buch der Erfindungen, Gewerbe und Industrien, vol 4. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-34087-5_18
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