Zusammenfassung
Die Sonnenflecke erscheinen als dunkele, nicht tiefschwarze Flecke von unregelmässiger Gestalt und Grösse auf der leuchtenden Sonnenoberfläche, sie sind gewöhnlich mit einem mattgrün leuchtenden Hof, von regelmässiger Breite umgeben, welcher in seinen Umrissen die Proportion des dunkeln innern Fleckens wiedergiebt. Man nennt den inneren dunkeln Theil den Kernfleck und den leuchtenden Hof den Halbschatten. Die Färbung des Halbschattens ist ungefähr mit der grauen Färbung des Mondes zu vergleichen, doch ist dieselbe nach den Beobachtungen von Secchi bisweilen auch röthlich. Der Halbschatten besteht aus wolkenartigen Massen, welche strahlenförmig den Kernfleck umgeben, und nach Langley ist der Vergleich der Halbschattenfasern mit den Cirrusfasern unserer Atmosphäre sehr bezeichnend. Die dem Kernfleck zugekehrten Enden dieser strahligen, meist eine Wirbelbewegung zeigende Wolken, laufen in scheinbar nach aufwärts gerichtete Spitzen aus, welche eine grössere Helligkeit besitzen, der Kernfleck erscheint daher wie von vielen Lichtpunkten eingerahmt. Zwischen den Wolkenfasern entstehen häufig Poren von länglicher Gestalt, welche den Einblick bis auf den dunkeln Kern hinab gestatten. Der. Kernfleck ist daher als im Grunde liegend zu betrachten und erhebt sich der Halbschatten nach den Messungen von Wilson, Tacchini und Secchi höchstens 800 geogr. Meilen darüber, weshalb man sich sehr leicht der Täuschung hingeben kann, dass die Sonnenflecke reelle Löcher oder auch nur Vertiefungen sind mit dunkelm Boden, welcher von der Halbschattenwand eingefasst ist, umgeben von der leuchtenden Chromosphäre. Wenn nämlich die Sonnenflecke nach ihrem Erscheinen sich der Sonnenmitte nähern, so nehmen sie auf der kugelförmig gestalteten Sonne dem Beobachter gegenüber verschiedene geneigte Stellungen ein, welche den Eindruck hervorrufen als ob man in ein offenes Gefäss, über dessen Rand schräg hineinsieht. Bei sehr niedrigem Gesichtswinkel, erblickt man nur einen Theil der gegenüberliegenden inneren Gefässwand, sieht man unter fortwährend steiler ansteigendem Winkel hinein, so tritt die gegenüberliegende Gefässwand allmählig bis zu ihrer vollen Höhe dem Beobachter entgegen und bei grösserer Neigung wird auch schon ein länglicher Streifen des Gefäss-bodens sichtbar, welcher fortwährend anwächst und in gleichem Maasse sich auch die sichelförmig erscheinende Gefässwand vergrössert, bis diese auch auf der dem Beobachter zugekehrten Seite den Gefässboden mit ihrer Fläche umrahmt, anfangs noch von geringer Breite, aber allmählig zunehmend bis zu dem Zeitpunkt, wenn die innere Gefässwand den Boden ringsum in gleicher Breite begrenzt. Denselben Wechsel in der Erscheinung rufen die Sonnenflecke hervor, wenn sie sich vom Rand der Sonnenscheibe nach deren Mitte hin bewegen, desgleichen findet derselbe Verlauf statt, sobald sich die Flecke, über die Mitte hinaus auf der kugelförmigen Sonne abwärts nach ihrem Verschwindepunkt hin bewegen. Diese Erscheinung wird das Wilsonsche Phänomen genannt.
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Broszus, J.E. (1884). Die Beobachtungen von Sonnenflecken. In: Die Theorie der Sonnenflecken. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-34047-9_4
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