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Zusammenfassung

Die Sammlung von Tatsachen, die in den vorstehenden Blättern zusammengetragen wurden, ist ohne Zweifel nach den verschiedensten Richtungen hin äußerst unvollständig. Abgesehen davon, daß sich die Untersuchungen nur auf ein eng umgrenztes Gebiet erstrecken, haben sie aus den eingangs erwähnten Gründen auch hier nicht entfernt die erstrebte Ausdehnung erreichen können. Vor allem aber konnten nur diejenigen Erfahrungen berücksichtigt werden, die sich zahlenmäßig erfassen lassen. Alle weniger greifbaren Schäden, die der Alkohol erzeugt, die Versumpfung des Wirtshaus- und Stammtischlebens, der Familienjammer, die sittliche Verrohung, die sinnlose Vergeudung von Zeit, Kraft und Gesundheit, die unseren geistigen und gemütlichen Besitzstand beeinträchtigen, entziehen sich jeder Messung. Indessen auch so sprechen die mitgeteilten Erfahrungen eine beredte Sprache, die niemand überhören kann, der noch ein Herz für die Leiden unseres Volkes hat. Wohin immer das Licht der wissenschaftlichen Untersuchung dringt, läßt es in mehr oder weniger deutlichen Umrissen die ungeheure Größe des Unheils erkennen, das aus der Alkoholflut für den gesamten Volkskörper entspringt. Wer nicht völlig oder absichtlich blind ist, muß erkennen, welche tieftraurigen Folgen gerade auch für Bayern der so oft als berechtigte Eigentümlichkeit gepriesene Vorzug mit sich bringt, im Bierverbrauche an der Spitze der deutschen Staaten zu stehen. Sollte es doch wohl mehr als ein übler Scherz sein, wenn man in München gelegentlich die frevelhafte Behauptung aufstellte, daß hier die Greuel der Räterepublik nicht möglich gewesen wären, wenn damals in ausreichender Menge das gewohnte Bier zur Verfügung gestanden hätte. Es ist im Gegenteil nicht auszudenken, welche Scheußlichkeiten wir hätten erleben müssen, wenn die politische Erregung der Massen noch durch die enthemmende Wirkung reichlichen Biergenusses ins Ungemessene gesteigert worden wäre. Die entsetzliche Bluttat am Karolinenplatze, die lediglich dem Einflusse unsinnigen Alkoholgenusses entsprang, kann uns davon eine Vorstellung geben.

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Dieses Kapitel ist Teil des Digitalisierungsprojekts Springer Book Archives mit Publikationen, die seit den Anfängen des Verlags von 1842 erschienen sind. Der Verlag stellt mit diesem Archiv Quellen für die historische wie auch die disziplingeschichtliche Forschung zur Verfügung, die jeweils im historischen Kontext betrachtet werden müssen. Dieses Kapitel ist aus einem Buch, das in der Zeit vor 1945 erschienen ist und wird daher in seiner zeittypischen politisch-ideologischen Ausrichtung vom Verlag nicht beworben.

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© 1923 Springer-Verlag Berlin Heidelberg

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Kraepelin, E. (1923). Schlußwort. In: Die Wirkungen der Alkoholknappheit Während des Weltkrieges. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-34037-0_12

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