Zusammenfassung
Es ist merkwürdig, daß die Bezeichnung psychogen sich im ärztlichen Sprachgebrauch halten konnte, obwohl die Seele in der Überzeugung der Biologen nicht mehr vorkam. Die Bezeichnung wurde beibehalten, obwohl man zur selben Zeit bemüht war, alles Seelische als nur scheinbar seelisch, als naturnotwendiges Ergebnis der Kräfte zu denken, in der man das Ziel einer idealen Erkenntnis der Krankheit des Geistes in der Gleichsetzung aller Geisteskrankheiten mit körperlichen Erkrankungen bestimmter Gehirnteile sah. Mancher Arzt wird einwenden, daß dieser Brauch nicht so merkwürdig sei, weil die Psyche der Arztsprache doch etwas anderes sei, als die Seele der Umgangssprache. Es sei damit viel weniger ausgesprochen und Psyche sei nur die Gesamtheit der Punktionen der obersten Gehirnteile. Andere werden einwenden, daß die wissenschaft¬liche. Überzeugung und die Überzeugung außerhalb der Wissenschaft nichts miteinander zu tun hätten, es sei niemand zweifelhaft, daß unsere Erkenntnis beschränkt sei, im Leben könne man deshalb irgendwelche Überzeugungen haben, in der Wissenschaft müsse man sich an das halten, was sicher sei.
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Koch, R. (1923). Psychogenes Kranksein. In: Ärztliches Denken. Die Diagnose der Geisteskrankheiten. J.F. Bergmann-Verlag, Munich. https://doi.org/10.1007/978-3-662-33764-6_2
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-662-33764-6_2
Publisher Name: J.F. Bergmann-Verlag, Munich
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