Zusammenfassung
Werfen wir nach dieser kurzen Uebersicht nord- und süddeutscher Krankenpflegeinstitute einen Blick auf die gleichen Einrichtungen in der Hauptstadt. Im Allgemeinen lässt sich sagen, dass für die Hospitalpflege in den meisten Hospitälern der Bedarf ziemlich entsprechend, dagegen für die häusliche Pflege der Armen, sowie der Bemittelten in völlig unzureichender Weise gesorgt ist. Die Hospitalpflege ruht in den Händen kirchlich organisirter Schwesterschaften in den drei Diaconissenanstalten, nämlich dem Elisabeth-Krankenhause, dem Lazarus-Krankenhause und in Bethanien, sowie in dem katholischen Hedwigs-Hospital. Diesen schliesst sich nahe an das Augusta-Hospital, dessen Pflegegenossenschaft sich zwar in vielen Punkten von den Diaconissenhäusern unterscheidet, aber ebenfalls confessionellen Charakter besitzt, die kirchliche Einsegnung der Pflegerinnen beibehält, dieselben mit ihren religiösen Bedürfnissen an einen bestimmten Geistlichen (den Anstaltsgeistlichen) verweist und das Tragen der Dienstkleidung auch ausserhalb des Dienstes verlangt. Die Charité hat seit einigen Jahren in einem grossen Theile der Anstalt die Pflege in die Hand von Diaconissen gegeben, nicht gerade, soviel man hört, weil die Direction eine besondere Vorliebe für dieselben hätte, als aus dem einfachen Grunde, dass Krankenpflegerinnen von zuverlässigem Charakter und von Erfahrung in ihrem Berufe zur Zeit überhaupt sonst nicht in grösserer Anzahl vorhanden sind, da es eine höhere Krankenpflege ausserhalb der kirchlichen Genossenschaften bis jetzt so gut wie gar nicht giebt. Es kann auch wohl nicht dem geringsten Zweifel unterworfen sein, dass gegenüber dem bisher in der Charité ausschliesslich beschäftigten Pflegepersonal ganz untergeordneter Beschaffenheit die Diaconissenpflege an sich einen grossen und erfreulichen Fortschritt darstellt. Von all den bezeichneten Anstalten geben nur das Elisabeth-Krankenhaus einige wenige, sowie die mit dem Augusta-Hospital verbundene Pflegeschule eine etwas grössere Anzahl von Pflegerinnen in die häusliche Privatpflege in der Stadt ab. Bei den übrigen reichen die vorhandenen Kräfte nicht weiter, als dem zum Theil ja sehr grossen Bedarf innerhalb der stets mit Kranken gefüllten Anstalten und den damit verbundenen auswärtigen Filialen zu genügen.
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Sohr, A. (1882). Die Pflegeinstitute in Berlin. In: Frauenarbeit in der Armen- und Krankenpflege, Daheim und im Auslande. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-32985-6_8
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