Zusammenfassung
Die ursprüngliche Behandlung des Diabetes bestand in dem möglichst weitgehenden Entzug der Kohlehydrate. Als man erkannt hatte, daß auch die Eiweißsubstanzen als Zuckerbildner in Frage kommen, wurde, wenigstens bei den schweren Fällen, neben dem Kohlehydratentzug auch die Eiweißzufuhr beschränkt. Das Caloriendefizit der Diabetesdiät wurde durch Fett gedeckt. Dieser Behandlung lag die Vorstellung zugrunde, daß durch den Entzug oder die Beschränkung der Zuckerbildner das kranke Inselorgan geschont und dadurch wieder leistungsfähig gemacht würde. Die Einführung der Mehlfrüchtekuren in die Behandlung des Diabetes schaffte hier eine grundlegende Wandlung. Man mußte zur Kenntnis nehmen, daß entgegen dem Schonungsprinzip auch ziemlich reichliche Zufuhr von Mehlfrüchten, bei gleichzeitiger Beschränkung der Eiweißzufuhr, günstig auf die diabetische Stoff Wechselstörung wirken kann. Es wurde wohl festgestellt, daß die günstige Wirkung dieser Kuren mit dem niedrigen Eiweißumsatz zusammenhängt (W. Falta), die paradoxe Tatsache, daß vermehrte Belastung des Inselorgans mit Kohlehydrat günstig wirken kann, blieb jedoch ungeklärt. Da aber bei den Kohlehydratkuren das Hauptgewicht auf die Beeinflussung der Azidose gelegt wurde und die Schonungsbehandlung weiterhin in ausgedehntem Maße angewendet wurde, ist es verständlich, daß dieses Paradoxon der weiteren Erforschung durch lange Zeit entgangen ist.
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Depisch, F. (1935). Über die Theorie und Praxis der Behandlung des Diabetes. In: Über die Theorie und Praxis der Behandlung des Diabetes. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-31520-0_1
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