Zusammenfassung
Es ist selbstverständlich, daß in Fällen offenkundigen Vitaminmangels eine Besserung des Krankheitszustandes mit Vitaminen versucht wird, sei es nun mit besonders vitaminreicher Kost, sei es mit Vitaminpräparaten industrieller Herkunft. Welchen Weg der Arzt einschlägt, hängt von den näheren Umständen ab. Von der Heilung derartiger manifester Avitaminosen werden wir im folgenden nur nebenbei berichten; denn sie bedeuten ja grundsätzlich nichts Neues. Auch die Heilungen von latenten Avitaminosen sind nicht typisch für das, was in diesem Kapitel zu zeigen beabsichtigt ist, obwohl wir sie zu ihrem Recht kommen lassen. Um so mehr soll indessen von Erfahrungen die Rede sein, die man bei der Behandlung von selbständigen, mit den typischen Mangelkrankheiten oft nur in losem Zusammenhange stehenden Krankheiten gesammelt hat, wobei also das Vitamin mehr die Rolle eines Heilmittels im üblichen Sinne spielt. Zwar sind die Vitamine keine gewöhnlichen Arzneien; denn sie sind dem Körper — im Gegensatz zu diesen — nichts Fremdes, sondern etwas physiologisch völlig Vertrautes, weil sie ja ein normaler Bestandteil der Zellen sind. Anders die Arzneien im üblichen Sinne! Sie sind zellfremd und durchwegs mehr oder minder starke Gifte; zwar nicht derart, daß sie unbedingt nachhaltige Giftwirkung besitzen, aber doch in dem Sinne, daß die einmalige Einnahme größerer Mengen zum Tode führen kann. Beispiele dafür anzugeben ist wohl kaum nötig. Diese Gefahr besteht bei den Vitaminen so gut wie nicht. Man kann mit einem VitaminpräparatkaumSelbstmordbegehen! Trotzdem können Vitamine giftig sein, aber nur bei lang andauernder Überfütterung, selten hingegen bei einer einmaligen Einnahme in größerer Menge. Nach dem Gesagten kann man die Vitamine am ehesten mit natürlichen Heilstoffen vergleichen, wenn auch nicht mit vollem Recht, da auch letztere keine normalen Bestandteile der Zelle sind. Vitamine sind also Arzneien ganz besonderer Art!
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Rudy, H. (1936). Die Vitamine als Heilmittel. In: Vitamine und Mangelkrankheiten. Verständliche Wissenschaft, vol 27. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-30694-9_6
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