Zusammenfassung
Wir fassen unter dem Begriff der primitiven Frauenheilkunde die geburtshilflichen und gynäkologischen Vorstellungen und Kenntnisse zusammen, die wir an den Anfängen der Menschheit, bei den heute noch existierenden Naturvölkern und in Urbestandteilen der sog. Volksmedizin vorfinden. Wollte man sich dabei auf eine Analyse von Einzelheiten einlassen, man käme an kein Ende. Es kann nur der Versuch gemacht werden, ein Bild in skizzenhaftem Aufriß zu zeichnen, so daß, wie etwa bei einer von weitem gesehenen Landschaft, ein einheitlicher Eindruck entsteht, ohne daß Details heraustreten. Für ein solches Bild ist unsere Distanz von diesen Dingen der Zeit und der wissenschaftlichen Entwicklung nach wirklich groß genug. Ein einheitliches Bild kann aber auch deswegen zustande kommen, weil die Grundlagen jener primitiven Kenntnisse auf dem weiten geographischen Schauplatz der Erde schließlich überall dieselben bleiben, und weil die Jahrtausende an den primitiven Regungen der menschlichen Seele, wie die moderne Volkskunde lehrt, trotz vielfacher kultureller und wissenschaftlicher Beeinflussung der Ausdrucksformen vorübergehen. Das zeigen z. B. viele Einzelheiten in dem vor kurzem erschienenen interessanten Buch von Hilde Thurnwald, Die schwarze Frau im Wandel Afrikas1. Bei dieser Beschränkung gehen wir der Schwierigkeit aus dem Weg, die sich aus der kaum zu beantwortenden Frage ergibt, ob und wieweit man heute überhaupt noch von Naturvölkern reden darf 2, und ob nicht diese primitiven Stämme doch schon irgendwie von der Kultur längst untergegangener oder noch heute lebender Völker berührt sind.
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Literatur
Sehr viel und gut durohgearbeitetes Material zur Kultur und damit auch zur Medizin und Frauenheilkunde der ältesten Vergangenheit findet man bei
Ebert, Max: Reallexikon der Vorgeschichte. 15 Bände. Berlin 1924–1932. (Im folgenden zitiert Reallex. d. Vorgeschichte.) Hier in Band 10 nähere Orientierung Ober den Begriff des Primitiven im Denken, in der Kultur, in der Medizin unter den betreffenden Schlagworten. Wichtig ist ferner das von E. Hoffmann-Krayer und Hanna Baeohtold-Stäubli herausgegebene Handwörterbuch des dentschen Aberglaubens. Berlin und Leipzig 1927 f. (Im folgenden zitiert Handb. d. dtsch. Aberglaubens.)
Im übrigen ist noch immer die reichste Materialsammlung das von Ferd. v. Reitzenstein in neuester Ausgabe besorgte grandlegende Werk von P1oB, Heinrich u. Max Bartels: Das Weib in der Natur und Völkerkunde. Neu herausgegeben von Ferd. Frhr. v. Reitzenstein. Drei Bände. Berlin 1927. ( Im folgenden zitiert als PloB-Reitzenstein. )
Das für uns wichtigste Material daraus wurde, allerdings noch nach der älteren Auflage vom Jahre 1906 und 1913, unter Berücksichtigung der neueren ethnographischen Literatur in zwei Freiburger medizinischen Dissertationen zusammengestellt
Bügge, Gustav: Die rationell-empirischen Elemente der Geburtshilfe bei den Naturvölkern. Freiburg i. Br. 1927.
Arnold, Dorothea: Frauenheilkunde bei den primitiven Völkern der Jetztzeit. Freiburg i. Br. 1927.
Für die Volksmedizin siehe
v. Hovorka, O. u. A. Kronfeld: Vergleichende Volksmedizin. Zwei Bände. Stuttgart 1908 und 1909.
Kroeber, Ludwig: Das neuzeitliche Kräuterbuch. Stuttgart-Leipzig 1934, behandelt einzelne der in Betracht kommenden Heilpflanzen der Volksmedizin.
Neuburger, Max: Geschichte der Medizin. Bd. 1. Stuttgart 1906.
Zur Geburtshilfe der Primitiven vergleiche man
Engelmann, G. J.: Die Geburt bei den Urvölkern. Eine Darstellung der Entwicklung der heutigen Geburtskunde aus den natürlichen und unbewußten Gebräuchen aller Rassen. Aus dem Englischen Obertragen und mit eigenen Zusätzen versehen von C. Hennig. Wien 1884.
Die neueste Zusammenstellung des Materials über den Gegenstand aus der darüber vorhandenen großen Literatur findet man bei Wilke, Georg: Die Heilkunde in der europäischen Vorzeit, S.122–185. Leipzig 1936.
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Diepgen, P. (1937). Primitive Frauenheilkunde. In: Die Frauenheilkunde der Alten Welt. Handbuch der Gynäkologie. J.F. Bergmann-Verlag, Munich. https://doi.org/10.1007/978-3-662-30364-1_2
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Publisher Name: J.F. Bergmann-Verlag, Munich
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