Zusammenfassung
Es sind jetzt 60 Jahre her, daß Pasteur die vor allem durch Lavoisier wissenschaftlich begründete Lehre, zum Leben sei Sauerstoff unentbehrlich, durch den Nachweis von anaeroben Lebewesen angriff. Die Zweifel, die gegen die Pasteursche Lehre geltend gemacht wurden, mußten allmählich vor den Tatsachen verstummen und sind heute nur noch ein warnendes Beispiel dafür, daß die an höheren Organismen gewonnenen Beobachtungen nicht ohne weiteres in der Mikrobiologie verallgemeinert werden dürfen. Die Fortschritte in der energetischen Forschung lehren es, daß beim Leben durchaus nicht allein durch oxydative Vorgänge Betriebsenergie gewonnen wird. Ist uns heute die Existenz von Anaeroben nichts Seltsames, so muß es bei der anziehenden Eigenartigkeit dieser Mikroorganismen doch Wunder nehmen, daß wir über sie nur mangelhaft unterrichtet sind. Da die Gruppe der anaeroben Infektionserreger verhältnismäßig klein ist, so ist in der Medizin ein praktisches Bedürfnis, näher in die Biologie der Anaeroben einzudringen, nicht in dem Maße vorhanden gewesen wie bei anderen Infektionserregern. Zudem ist die klinische Diagnose der wichtigsten anaeroben Wundinfektion, des Wundstarrkrampfes, meist nicht schwer, und nach der Entdeckung des Tetanustoxins und Antitoxins hat der Anreiz, sich weiter mit diesen Anaeroben zu beschäftigen, sehr nachgelassen.
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Ficker, M. (1921). Über anaerobe Wundinfektion. In: Neuberg, C. (eds) Festschrift der Kaiser Wilhelm Gesellschaft ƶur Förderung der Wissenschaften ƶu ihrem Ƶehnjährigen Jubiläum Dargebracht von ihren Instituten. Springer, Berlin, Heidelberg. https://doi.org/10.1007/978-3-662-30319-1_8
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