Zusammenfassung
Die Erfahrungen auf dem Gebiete der Rassen- und Völkerpsychologie haben in neuerer Zeit dazu geführt, daß man die Masse als eine Einheit betrachtet, welche in ihren geistigen Eigenschaften und Leistungen sich von den sie bildenden Einzelindividuen in gewissen Beziehungen unterscheidet, weshalb man auch von einer Volksseele oder Massenpsyche im Gegensatz zur Einzelpsyche spricht. Man ist im allgemeinen wenig geneigt, der Masse, insbesondere wenn sie als Einheit auftritt und handelt, viel Verstand zuzutrauen, und die Erfahrungen des täglichen Lebens wie der Geschichte verleihen unleugbar dieser ungünstigen Meinung eine gewisse Stütze. Auch unsere größten Dichter haben aus ihrer Geringschätzung der geistigen Qualitäten der Masse kein Hehl gemacht. Am treffendsten hat Schiller den Unterschied zwischen Einzel- und Massenpsyche zum Ausdruck gebracht: „ jeder, sieht man ihn einzeln, ist leidlich klug und verständlich, sind sie in corpore, gleich wird ein Dummkopf daraus“. Ähnlich äußert sich Griliparzer in seiner Tragödie „Ein Bruderzwist im Hause Habsburg“: „Erträglich ist der Mensch als einzelner, dem Haufen steht die Tierwelt gar zu nahe“.*)
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Loewenfeld, L. (1921). VI. Abschnitt. In: Über die Dummheit. J.F. Bergmann-Verlag, Munich. https://doi.org/10.1007/978-3-662-30051-0_6
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-662-30051-0_6
Publisher Name: J.F. Bergmann-Verlag, Munich
Print ISBN: 978-3-662-29907-4
Online ISBN: 978-3-662-30051-0
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