Allergische Diathese (Konstitution) und allergische Disposition

Zusammenfassung

Wenn man nach Martius², J. Bauer ³ u. a. unter Konstitution Körerverfassung versteht, unter Disposition Krankheitsbereitschaft, so ist Siemens¹ recht zu geben, daß der Konstitutionsbegriff in bezug auf die Krankheitsbereitschaften, die er im einzelnen Falle mit sich bringt, ein unspezifischer Begriff ist. Wollte ich nun hier einfach ausdrücken, daß bei dem und jenem Individuum eine Bereitschaft zu Allergie besteht, so würde ich wohl kaum erschöpfend umreißen, was ich eigentlich sagen will. Bereitschaft kann etwas rasch Wechselndes, Ephemeres, etwa durch vorausgehende Erkrankung vorübergehend Bedingtes sein. Mit dem Wort allergische Konstitution wäre jedoch gesagt, daß es Individuen gibt, bei denen die ganze Körperverfassung eine dauernd vom Durchschnitt abweichende ist, von der die Neigung zu Allergie nur eine Teilerscheinung darstellt. Während ich früher ² die Begriffe anaphylaktische und allergische Konstitution gebrauchte, scheint mir neuerdings der Begriff allergische Diathese, etwa in dem Sinn von His ³, der bezeichnendste zu sein, da in ihm im Gegensatz zum Dispositionsbegriff das Dauernde, das in der ganzen Körperverfassung begründete zum Ausdruck gebracht ist, während er gegenüber dem Konstitutionsbegriff doch nicht „unspezifisch“ ist, sondern eine bestimmte Krankheitseignung in sich schließt. His sagt: Diathese ist ein individueller, angeborener, oftmals vererbter Zustand, der darin besteht, daß physiologische Reize eine abnorme Reaktion auslösen und daß Lebensbedingungen, die von der Mehrzahl der Gattungen schadlos vertragen werden, krankhafte Zustände bewirken.“ Diese Definition deckt sich mit dem, was hier zum Ausdruck gebracht werden soll, nur daß ich die Möglichkeit paratypischer Beeinflussungen und Modifikationen angeborener Anlagen unterstreichen möchte. Es soll also in diesem Kapitel näher dargestellt und begründet werden, daß es eine allergische Diathese gibt.