Zusammenfassung
M. H.! Heute habe ich Sie mit einem Krankheitsbilde bekannt zu machen, das sich wegen seiner Genese und charakteristischen Symptomanordnung aus dem Gros der kindlichen psychopathischen Konstitutionen heraushebt, mit der Neurasthenie. Sie wissen, daß diese Neuropsychose eine häufige Erwerbung der Erwachsenen im Kampf ums Dasein ist. Faßt man aber den Krankheitsbegriff recht, so kann man dies vom Kindesalter nicht behaupten. Es unterliegt gar keinem Zweifel, daß es viel mehr konstitutionell psychopathische und hysterische Kinder gibt als neurasthenische. Ich möchte die Neurasthenie des Kindesalters geradezu als eine Seltenheit bezeichnen. Vor allen Dingen darf auf ihre Häufigkeit nicht in der Weise geschlossen werden, daß man bei erwachsenen „Neurasthenikern“ nachforscht, ob einzelne von ihren nervösen Symptomen bis in die Kindheit zurückreichen. Oft handelt es sich dabei bejahendenfalls nur darum, daß kindliche Psychopathen später neurasthenisch geworden waren. Es empfiehlt sich, die Begriffe Nervosität und Neurasthenie auseinanderzuhalten. Ein nervöses Kind hat eine Veranlagung zu den verschiedensten neuropathischen Erkrankungen und kann auch neurasthenisch werden, ebenso wie ein originär gesundes, nur viel rascher und leichter als dieses.
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Literatur
Vgl. Stelzner, Die psychopathischen Konstitutionen und ihre sociologische Bedeutung. Berlin, S. Karger. 1911.
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Strohmayer, W. (1923). Neurasthenie und Chorea beim Kinde. — Behandlung konstitutionell-psychopathischer und neurasthenischer Kinder. In: Die Psychopathologie des Kindesalters. J.F. Bergmann-Verlag, Munich. https://doi.org/10.1007/978-3-662-30002-2_4
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-662-30002-2_4
Publisher Name: J.F. Bergmann-Verlag, Munich
Print ISBN: 978-3-662-29858-9
Online ISBN: 978-3-662-30002-2
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