Zusammenfassung
Eine der schwierigsten Aufgaben der Traumdeutung ist die Auflösung von unverständlichen, neugebildeten Worten. „Am greifbarsten wird die Verdichtungsarbeit des Traumes,“ sagt Freud, „wenn sie Worte und Namen zu ihren Objekten gewählt hat. Worte werden vom Traume überhaupt häufig wie Dinge behandelt und erfahren dann dieselben Zusammensetzungen, Verschiebungen, Ersetzungen und also auch Verdichtungen wie die Dingvorstellungen. Komische und seltsame Wortschöpfungen sind das Ergebnis solcher Träume. Als mir einmal ein Kollege einen von ihm verfaßten Aufsatz überschickte, in welchem eine physiologische Entdeckung der Neuzeit nach meinem Urteil überschätzt und vor allem in überschwänglichen Ausdrücken abgehandelt war, da träumte ich die nächste Nacht einen Satz, der sich offenbar auf diese Abhandlung bezog: „Das ist ein wahrhaft norekdaler Stil.“ Die Auflösung des Wortgebildes bereitete mir anfänglich Schwierigkeiten; es war nicht zweifelhaft, daß es den Superlativen, „kolossal, pyramidal“ parodistisch nachgeschaffen war; aber woher es stammte, war nicht leicht zu sagen. Endlich zerfiel mir das Ungetüm in die beiden Namen Nora und Ekdal aus zwei bekannten Schauspielen von Ibsen. Von demselben Autor, dessen letztes Opus ich im Trauine also kritisierte, hatte ich vorher einen Zeitungsaufsatz über Ibsen gelesen.“ (Traumdeutung.)
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Stekel, W. (1922). Wortneubildungen und unverständliche Worte. In: Die Sprache des Traumes. J.F. Bergmann-Verlag, Munich. https://doi.org/10.1007/978-3-662-30001-5_18
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DOI: https://doi.org/10.1007/978-3-662-30001-5_18
Publisher Name: J.F. Bergmann-Verlag, Munich
Print ISBN: 978-3-662-29857-2
Online ISBN: 978-3-662-30001-5
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