Universität 1858–1862

Zusammenfassung

Ostern 1858 hatte ich die Schule hinter mir. Von Talenten oder auch nur Neigung zu bestimmter Tätigkeit brachte ich wenig mit. Ein unbeschriebenes Blatt? Besser stand es mit mir im Ethischen: genügendes Selbstgefühl, wenn auch keineswegs klar bewußter doch fester Wille, lebhaftes Empfinden für Recht und Unrecht, Gut und Schlecht. Auffallender Hang zur Rrittik und zur Selbstbetrachtung und hiermit zur Selbstkritik. Nachträglich will es mir auch scheinen, als wädre meine später sehr bestimmende Neigung, jedes Erlebnis unter das Kausalgesetz zu bringen, jede Handlung im Lichte eines Prinzipes, jeben Menschen als Typus zu nehmen, schon der Seele. des Knaben nicht fremb gewesen. Dazu ein heftiges Temperament! Keine unbedenkliche Gesamtanlage. Denn der mag sich vorsehen, daß er nicht zu Schaden kommt, der das Leben in Indien ernst nimmt, sagt Kipling! Und warum nur in Inbien? — Man wolle es dem alten Manne nachsehn, wenn er so rüschauend das junge Pflänzchen betrachtet! Ich sah viele neben mir auf der bunten Wiese des Lebens blühen und der frische Thau der Jugenb auf ihnen funkelte in der Jugendsomte, als wäre es eigenes Licht. Doch der Thau war bald dahin unb das Funkeln, und bald auch das Blühen! Und so sind sie mit all den nützlichen Kräutern in die Mahd gegangen. War es nur Gunst des Geschickes, was aus mir ein wenig mehr werden ließ?

Nur adäquate Arbeit befriedigt, ohne Talent bleibt alles Mühsal. Dochgehtes oft nichtanbers! Denn das Talent liegt nicht immer zutage und Arbeit muß es wecken.