Einleitung. Allgemeine Pathologie der Zelle

Zusammenfassung

Die Pathologie, die „Leidenslehre“. umfaßt die ganze Lehre vom „Krankhaften” im allgemeinen. Wir können zwei große Gruppen unterscheiden, krankhafte Vorgänge und krankhafte Zustände. Zu ersteren gehören die Krankheiten. Es sind dies Vorgänge, bei welchen ein lebendes System (Zellen, Gewebe, Organe) in einer oder mehreren Lebensäußerungen so verändert ist. daß eine Funktionsstörung (welche die funktionelle Variationsbreite überschreitet und von längerer Dauer ist) mit Gefährdung der Fortdauer des Organismus resultiert. Eine solche Funktionsstörung kommt zustande, wenn sich die.Regulationsmechanismen. die durch Ausgleich wechselnder äußerer Lebensbedingungen im normalphysiologischen Leben die biologische Existenz sichern, nicht genügend anpassen können. Die Krankheit bedeutet ein Weiterleben, aber unter veränderten Bedingungen. Das „vitale Gleichgewicht“ ist gestört. Die Lebensvorgänge unterscheiden sich quantitativ von den normal-physiologischen oder es finden solche an falschem Ort oder zu falscher Zeit — „anachronistisch“ — statt. Der krankhafte Vorgang kann entweder auf den Ausgangspunkt zurückkehren (Heilung) oder wenigstens nahezu (unvollständige Heilung) oder aber er bleibt, nachdem er eine gewisse Höhe erreicht hat, ungefähr oder doch mit geringen Schwankungen auf dieser stehen (chronische Krankheit), oder endlich er führt zu einer so hochgradigen Funktionsstörung des Gesamt-organismus. daß der Tod eintritt. Die Lehre von den Krankheiten wird als Nosologie bezeichnet. Krankhafte Vorgänge sind des weiteren Störungen der Entwickelung. besonders der embryonalen, als Folge im Keimplasma, gelegener innerer Bedingungen. Die Lehre von diesen Entwickelungs-störungen können wir als Dysontologie bezeichnen und der Nosologie an die Seite stellen.